Chanukka und Weihnachten: Christen und Juden betonen Gemeinsamkeiten

 
von Evangelischer Pressedienst

Koordinierungsausschuss: Gemeinsame gesellschaftliche Verantwortung inmitten wachsender Unsicherheiten stärken

Wien (epdÖ) – Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat seine gemeinsame Feiertagsbotschaft zu Chanukka 5786 und Weihnachten 2025 veröffentlicht. Die Erklärung vom 9. Dezember unterstreicht die gemeinsame Verantwortung beider religiöser Traditionen in einer Zeit gesellschaftlicher Spannungen und betont die Bedeutung eines verlässlichen jüdisch-christlichen Dialogs.

Im Mittelpunkt des Grußworts steht der Aufruf, angesichts zunehmender Unsicherheiten Orientierung und Hoffnung zu stärken. Die Feiertage erinnerten an grundlegende Werte, die beide Traditionen miteinander teilten. „Chanukka erinnert an die Wiederweihe des Tempels und an den Einsatz für religiöse Freiheit“, heißt es in der Erklärung. Die Lichter der Chanukkia stünden für „Beharrlichkeit, Hoffnung und die Erfahrung, dass selbst kleine Mittel eine große Wirkung entfalten können“.

Weihnachten verweise darauf, „dass Licht in die Welt kommt, Orientierung schenkt und den Blick auf das richtet, was Menschen miteinander verbindet“. Beide Feste brächten eigenständige Botschaften ein, stünden aber „gleichwertig nebeneinander“ und verwiesen auf die gemeinsame gesellschaftliche Verantwortung von Christinnen, Christen, Jüdinnen und Juden.

Gegen Antisemitismus und Ausgrenzung

Die Erklärung bezeichnet gesellschaftlichen Zusammenhalt, den Einsatz für Frieden sowie den klaren Widerspruch gegen Antisemitismus und jede Form von Ausgrenzung als zentrale Aufgaben der Gegenwart. Das Jahr 2025 fordere dazu auf, dieser Verantwortung „bewusst und entschlossen zu begegnen“. Das bestehende soziale und politische Klima mache diese Anliegen „dringlicher denn je“.

Einen besonderen Stellenwert misst der Koordinierungsausschuss dem jüdisch-christlichen Dialog bei. Dieser Dialog sei ein langfristiger Prozess, der nicht von selbst entstehe. Vielmehr setze er „Begegnung, verlässliche Zusammenarbeit und gegenseitige Achtung“ voraus. Auch in Zukunft bleibe die Pflege dieser Beziehungen „zentral“. Der Ausschuss weist darauf hin, dass Dialog ein wesentliches Instrument sei, um Spannungen abzubauen und Respekt in einer vielfältigen Gesellschaft zu sichern.

Das Grußwort hebt schließlich die symbolische Kraft der beiden Feste hervor. „Mögen die Lichter von Chanukka Orientierung schenken und die weihnachtliche Botschaft Zuversicht stärken“, heißt es. Beide Feste erinnerten daran, „Wege des Friedens offenzuhalten“. Mit den Worten „Chanukka sameach und gesegnete Weihnachten“ schließt der Koordinierungsausschuss die Botschaft.

Stoffers: Gemeinsames Zeugnis für Hoffnung, Licht und Frieden

Grußworte und Glückwünsche zu Chanukka, das von einem Terroranschlag im australischen Sydney überschattet wurde, kamen auch vom reformierten Landessuperintendenten Ralf Stoffers in seiner Funktion als Beauftragter der Evangelischen Kirche A.u.H.B. in Österreich für das christlich-jüdische Gespräch. „Der feige und hinterhältige Anschlag auf die zum Beginn des Chanukka-Festes versammelten jüdischen Gläubigen am Bondi Beach in Sydney/Australien reiht sich ein in die weltweit zu beobachtende Zunahme antisemitischer Ereignisse. Es ist unerträglich, wenn jüdisches Leben und jüdische Festtage immer wieder zum Ziel von Terror werden“, betonte Stoffers. Jüdisches Leben in all seinen Facetten sei zu schützen und jeder Übergriff auf das Schärfste zu verurteilen. „Das gesellschaftliche Miteinander hat sich auch in diesem Jahr als brüchig erwiesen. Einerseits aufgrund der politischen Bedingungen und gestiegener antisemitischer Übergriffe, andererseits aufgrund des großen Leids angesichts weltweiter Kriege und bewaffneter Auseinandersetzungen, auch im Nahen Osten“, unterstrich Stoffers. „Diese Entwicklungen erfüllen uns als Kirche – trotz aller Freude in diesen Tagen – mit großer Sorge über die Situation jüdischen Lebens in Österreich und weltweit. Umso wichtiger bleibt die Aufgabe, gemeinsam ein Zeugnis für Hoffnung, Licht und Frieden zu geben“, so Stoffers.

Das achttägige jüdische Lichterfest Chanukka begann in diesem Jahr am Abend des 15. Dezember und endet am 22. Dezember. Gefeiert wird es zum Gedenken an die Wiederweihe des Jerusalemer Tempels im 2. Jahrhundert v. Chr. sowie an das Wunder, dass ein winziger Rest geweihten Öls acht Tage lang brannte. Im Mittelpunkt steht das tägliche Entzünden der Chanukkia, eines achtarmigen Leuchters mit zusätzlicher Dienerkerze.

Infos: christenundjuden.org

 

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