Ralf Stoffers: Vertrauen, dass es einen Traum Gottes für unser Leben gibt

Reformierter Landessuperintendent und Mitglieder der Kirchenleitung wurden in ihre Ämter eingeführt
Wien (epdÖ) – Mit einem Festgottesdienst in der Reformierten Stadtkirche in Wien ist am Sonntag, 12. Oktober, der neue Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich, Ralf Stoffers, in sein Amt eingeführt worden. Gemeinsam mit dem Landessuperintendenten wurden auch die neuen Mitglieder des Oberkirchenrates H.B, Synodenvorsitzender Georg Jünger, Ulrike Becvar-Sauseng, Richárd Lászlo Kádas und Eva Lahnsteiner in ihre gesamtösterreichischen Leitungsämter eingeführt.
Auf die Kraft von Träumen ging der neue Landessuperintendent in seiner Predigt bei der Amtseinführung ein. Träume, so Stoffers, verändern das eigene Leben und das der anderen, „wenn man eine andere Wirklichkeit vor Augen hat“. Etwa von einer Welt ohne Krieg, mit sozialer und materieller Gerechtigkeit für alle und jeden, ohne Klimakatastrophe, ohne Hetzreden oder „Burnout-Wirtschafts-Systemen“, mit Menschenrechten und Menschenwürde, immer und überall. Träume seien wichtig, „weil sie motivieren, inspirieren, in Frage stellen, ermutigen, Grenzen verschieben und Räume öffnen“, ist der Landessuperintendent überzeugt. Die Bibel lehre, dass es zum Träumen nie zu spät sei. „Einmal wird es sein, dass wir die Fülle erleben“, sagte Stoffers in seiner Predigt. Irgendwo auf der Welt fange „der Weg zum Himmel an“. Bis dahin bleibe der biblische Auftrag – so wie bei Jakobs Traum von der Himmelsleiter – „weiterzugehen, im Vertrauen darauf, dass es auch einen Traum Gottes für unser Leben gibt, so verwirrt und beladen es auch manchmal scheinen mag“. Schon jetzt könne davon etwas aufblitzen, „wenn Menschen uns mit ihrer Vision einer Welt im Sinne Gottes berühren und ermutigen“.
Segensworte sprachen gemeinsam mit der Oberkirchenrätin der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Ingrid Bachler, Vertreter:innen unterschiedlicher Arbeitsbereiche, der Universität und der Ökumene, darunter etwa der Apostolische Administrator der Erzdiözese Wien, Josef Grünwidl, oder die altkatholische Bischöfin Maria Kubin.
Dank an scheidenden Landessuperintendenten Thomas Hennefeld
In dem Festgottesdienst würdigte Synodenvorsitzender Georg Jünger das umfassende Wirken von Thomas Hennefeld, der von 2007 bis 2025 das Amt des Landessuperintendenten innehatte. In den drei Amtsperioden, in denen sich die Welt stark verändert, ständig Krisen und neue Herausforderungen hervorgebracht habe, habe Hennefeld als Landessuperintendent die Reformierte Kirche „nicht nur repräsentiert sondern auch in manchen Teilen reformiert“, sagte Jünger. Insbesondere unterstrich der Synodenvorsitzende Hennefelds Engagement in der Ökumene und in der Friedensarbeit. Hennefeld habe sich dabei „konsequent um Konsens und Frieden“ bemüht, ohne dabei seine eigenen Überzeugungen aufzugeben. Ausdrücklich dankte Jünger auch für Hennefelds Beitrag zur erfolgten vermehrten Integration zwischen den Evangelischen Kirchen A.B. und H.B.
Synodenvorsitzender Georg Jünger (li.) dankt dem langjährigen Landessuperintendenten Thomas Hennefeld. (Foto: epd/Uschmann)
Thomas Hennefeld dankte für die Möglichkeit, dass er „dieses reformierte Profil, das mir so wichtig ist“, in verschiedener Weise zum Ausdruck bringen konnte. Er sei dankbar, „ein Stück weit den Weg dieser kleinen Kirche mitgestaltet“ zu haben. Den neu gewählten Amtsträger:innen wünschte Hennefeld „Demut und Weisheit und den aufrechten Gang, der in Zeiten wie diesen besonders wichtig ist“. Ganz besonders dankte Hennefeld allen, die mit ihm in der Reformierten Kirche und weit darüber hinaus zusammengearbeitet haben, vor allem aber seiner Frau, die ihn immer unterstützt und die Belastungen dieses Amtes mitgetragen habe.
Fischer: Wertvoller Beitrag für friedvolles und respektvolles Miteinander
Für das lange, intensive Engagement von Thomas Hennefeld und die „ausgezeichnete Zusammenarbeit“ dankte auch Ministerialrat Martin Fischer vom Kultusamt im Bundeskanzleramt. Dem neuen Landessuperintendenten und den Mitgliedern der Kirchenleitung wünschte Fischer, dass die Evangelische Kirche H.B. als lebendige Gemeinschaft weiter in die Gesellschaft hinein strahle. Die Zusammenarbeit des Kultusamtes mit den anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften sei „zentraler Pfeiler“ des gemeinsamen Engagements für ein friedvolles und respektvolles Miteinander. Die Evangelische Kirche H.B. leiste dazu einen „wertvollen Beitrag“, betonte Fischer, sei es durch ihre Bildungsarbeit, ihr Engagement im interkonfessionellen und interreligiösen Dialog oder ihren Einsatz für eine offene und inklusive Gesellschaft. Unabhängig von allen Bemühungen um eine vermehrte Zusammenarbeit mit der größeren Evangelischen Kirche A.B. sei die Evangelische Kirche H.B. „kein Appendix, sondern genießt dieselbe Eigenständigkeit“.
Landessuperintendent Ralf Stoffers (li.) mit den neu gewählten Mitgliedern des Oberkirchenrates H.B., (v.r.) Georg Jünger, Eva Lahnsteiner, Ulrike Becvar-Sauseng und Richárd Lászlo Kádas.
Glückwünsche aus der Ökumene und den Religionsgemeinschaften
Namens des Feldkircher römisch-katholischen Bischofs Benno Elbs überbrachte Pfarrer Edwin Matt Glückwünsche. Ökumene sei nicht nur ein Gebot der Stunde, sondern eine „Notwendigkeit unserer Zeit, damit der Traum Gottes vom Menschen und unserer Welt umgesetzt werden kann“, sagte der Vorarlberger Pfarrer.
Gottes Segen, Erfolg und Durchhaltevermögen wünschte Claudia Krepensky vom Rat der Freikirchen in Österreich. Gerade im kleinen Miteinander seien oft große Dinge zu bewirken, meinte die Generalsekretärin und erinnerte an das heurige 500-Jahr-Jubiläum der Täuferbewegung.
Dankbar und stolz für die Begegnung und den Austausch zwischen den Kirchen und Religionsgemeinschaften in Österreich zeigte sich der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Ümit Vural. Gerade in Zeiten, wenn Einschränkungen der Grundrechte diskutiert werden, sei es wichtig, dass Religionsgemeinschaften zusammenstehen. „Wo Menschen sich im Glauben mit Wertschätzung und Respekt begegnen, entsteht Vertrauen, und aus Vertrauen wächst Friede“, betonte Vural.
Die Liturgie feierten mit der Festgemeinde Pfarrerin Réka Juhász und Pfarrer Harald Kluge. Musikalisch gestalteten den Festgottesdienst das Ensemble „Camerata Reformata Sacra“ und die Kantorei Bern-Zürich.
Ralf Stoffers war Ende März dieses Jahres von der Synode der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich zum Landessuperintendenten gewählt worden. Er folgt in diesem Amt auf den Wiener Pfarrer Thomas Hennefeld. Bereits am 1. September hat der neue reformierte Landessuperintendent sein Amt angetreten. Der Landessuperintendent wird in der Evangelischen Kirche H.B. für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt, eine Wiederwahl ist grundsätzlich möglich.
Zur Evangelischen Kirche H.B. in Österreich – und damit zum Verantwortungsbereich des Landessuperintendenten – gehören neun Pfarrgemeinden zwischen Wien und Bregenz. Insgesamt gehören der Evangelisch-reformierten Kirche in Österreich rund 11.000 Mitglieder an.
Ralf Stoffers ist seit 2010 Pfarrer der Evangelischen Pfarrgemeinde A.u.H.B. Bregenz. 1969 in Niedersachsen geboren, studierte Stoffers Evangelische Theologie in Marburg/Lahn und Wien. Sein Vikariat und seine ersten Jahre als Pfarrer verbrachte er in Kärnten (Feldkirchen/Waiern und Trebesing). Zuvor war er in der Öffentlichkeitsarbeit für eine NGO tätig. Stoffers ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.
Weitere Fotos von der Amtseinführung finden Sie unter:
foto.evang.at