Cornelia Richter: „Jungen Menschen zuhören“

Die neu gewählte Bischöfin beim ersten Pressegespräch
Wien (epdÖ) – „Sehr berührt“ von dem „überwältigenden Wahlergebnis“ zeigte sich Cornelia Richter nach ihrer Wahl zur Bischöfin der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Ihr Dank gelte den Superintendentialversammlungen sowie Synodenpräsidentin Ingrid Monjencs und dem amtierenden Bischof Michael Chalupka. Es sei wunderbar, auf diesem breiten Fundament als Bischöfin aufbauen können, unterstrich Richter bei ihrem ersten Pressegespräch direkt nach der Wahl im Evangelischen Realgymnasium Wien-Donaustadt.
Bei der Wahrnehmung ihres Amtes ist für Richter die geistliche Dimension zentral. Allerdings solle der Glaube nicht hinter Kirchenmauern gelebt werden, wichtig sei dagegen die Frage: „Wie wollen wir das Leben gemeinsam führen?“ Dabei gehe es auch um eine von Hoffnung getragene Verständigung über die Grenzen hinweg.
In ihrem Amt will Cornelia Richter „junge Menschen ernst nehmen, ihnen zuhören, Freiräume bieten und schauen, wo und wie sie eigene Akzente setzen und gestalten wollen – es geht darum, mit jungen Menschen Zukunft zu gestalten“. Gleichzeitig will Richter junge Menschen auch unterstützen und ermutigen, Berufsfelder in der Evangelischen Kirche zu entdecken. Pfarrerin oder Pfarrer zu sein sei ein „Traumberuf“. „Die Nachwuchsfrage ist mir die dringlichste“, sagte Richter, die ihr Amt mit 1. Jänner 2026 antritt. Daher will sie sich auch „sehr dafür einsetzen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf umgesetzt wird“. Als Bischöfin will sie aktiv in die Gemeinden und die Schulen gehen, denn: „Kirche ist Gemeinschaft.“ Ihre Erfahrung in Österreich zeige: „Da ist viel lebendiges Christentum da.“
Monjencs: Richter war „hervorragende Kandidatin“ – Chalupka: „Tag der großen Freude“
Mit Richter sei innerhalb weniger Monate zum dritten Mal eine Frau in ein Leitungsamt auf höherer Ebene gewählt worden, erinnerte Synodenpräsidentin Ingrid Monjencs bei dem Pressegespräch. Gleichzeitig strich Monjencs die hohe Qualifikation der neu gewählten Bischöfin heraus. Richter habe sich als eine „hervorragende Kandidatin für die Leitungsfunktion“ erwiesen, sagte die Synodenpräsidentin.
Nach der Wahl stellte sich die neu gewählte Bischöfin den Fragen der Medienvertreter:innen. (Foto: epd / M.Uschmann)
„Ein Tag der großen Freude“ ist für den scheidenden Bischof Michael Chalupka die Wahl von Cornelia Richter zur neuen Bischöfin. Zum einen könne die Evangelische Kirche mit dieser Wahl „ohne Angst, aber mit Freude in die Zukunft gehen“. Zum anderen sei die Kirche „in der Normalität angekommen“ und Leitungsämter von Frauen und Männern besetzt. Zudem habe das „überwältigende Wahlergebnis“ in einer Zeit, in der in der Gesellschaft viel Gegeneinander und gesellschaftliche Spaltung spürbar seien, viel Vertrauen und eine große Einheit gezeigt, bekräftigte Chalupka. Die Evangelische Kirche könne die „Gesellschaft zu mehr Zusammenhalt bewegen“, so der Bischof, der mit Jahresende in den Ruhestand treten wird.
Bundespräsident gratuliert
Als einer der ersten Gratulanten stellte sich auch gleich Bundespräsident Alexander Van der Bellen ein. „Die erste Frau in diesem Amt! Für diese wegweisende Aufgabe für Kirche und Gesellschaft wünsche ich Cornelia Richter viel Kraft und freue mich auf ein Kennenlernen“, schrieb der Bundespräsident am Freitag auf der Plattform Bluesky. Van der Bellen gehört der evangelischen Kirche an.
Bilder von der Synode finden Sie hier: foto.evang.at