Plakolm: Religionen sind „Hoffnungsspender“ für Österreich

Osterempfang für Religionsvertreter:innen im Bundeskanzleramt
Wien (epdÖ) – Auf die Bedeutung des interreligiösen Miteinanders und der gesellschaftlichen Wertschätzung des Glaubens hat Kultusministerin Claudia Plakolm am Dienstagabend, 6. Mai, beim Osterempfang im Bundeskanzleramt hingewiesen. Es sei ein positives Zeichen, dass wieder mehr über den Glauben gesprochen werde – entscheidend sei jedoch das „Miteinander“ im Gespräch, sagte die ÖVP-Politikerin vor den versammelten Religionsvertreterinnen und -vertretern. Österreich könne stolz darauf sein, dass es hierzulande ein „unkompliziertes, offenes Gespräch unter Religionen“ gebe, so die ehemalige Jugendstaatssekretärin bei ihrem ersten Empfang in der Rolle als Kultusministerin.
Die Ministerin bezeichnete die Zusammenkunft im Bundeskanzleramt als ein „Familientreffen der Hoffnungsspender in Österreich“: Glaubensgemeinschaften seien nicht nur Gesinnungsgemeinschaften, sondern böten auch Zuflucht und Trost, kümmerten sich um Benachteiligte und pflegten gemeinsam den Glauben an Gott. „Unsere Religionen geben uns Struktur im Jahreskreis, Halt im Alltag und Hoffnung in schwierigen Zeiten“, so Plakolm. Vielen Menschen sei der Glaube eine wichtige Lebensstütze, und das gelte auch für sie selbst: „Glaube ist etwas Schönes, ein fixer Bestandteil meines Lebens“, bekannte die Ministerin.
Mehrmals sprach die Ministerin den Tod von Papst Franziskus am Ostermontag an, weshalb der ursprünglich für den 28. April terminierte Empfang um etwas mehr als eine Woche verschoben worden war. Dass die religiösen Oberhäupter an diesem Tag stattdessen vereint im Wiener Stephansdom dem verstorbenen katholischen Kirchenoberhaupt „Schulter an Schulter“ die letzte Ehre erwiesen hätten – gemeinsam mit den politischen Vertretern – sei ein starkes Zeichen des Zusammenhalts zwischen den Religionen gewesen, befand Plakolm. „Diese Art von ehrlicher Wertschätzung füreinander ist etwas, wovon wir mehr brauchen.“ Ebenso schön sei, dass heuer Christen, Juden und Muslime ihre Feste in zeitlicher Nähe „nicht nur nebeneinander, sondern miteinander“ gefeiert hätten.
Lackner: Orientierungspunkte geben
Auf die Trauerfeierlichkeiten für Papst Franziskus unter Beteiligung aller Religionen verwies auch der Salzburger Erzbischof Franz Lackner in seiner Ansprache als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz. Der am Ostermontag verstorbene römische Pontifex habe mit seinem Wirken als „Leuchtturm“ vielen Menschen Orientierung gegeben – ebenso wie auch Religionen im gesellschaftlichen Miteinander Orientierungspunkte lieferten. „Die ganze Welt hat seinen letzten Weg begleitet“, sagte Lackner, „denn der Papst ist mehr als das Oberhaupt einer Konfession – er ist eine Stimme für den Frieden, stellvertretend für die Menschheit als Ganzes“.
Nachdenklich zeigte sich Lackner angesichts einer säkularisierten Gesellschaft, in der jungen Menschen zunehmend Orientierung fehle. Religion dürfe nicht auf eine bloße Privatsache reduziert werden, sondern sei wesentlicher Bestandteil gesellschaftlicher Bindung und ethischer Mitgestalter des öffentlichen Raumes. Sie weise „über den Menschen hinaus“ und sei ein „essenzieller Bestandteil des säkularen, demokratischen Staates, wie wir ihn uns auch zukünftig erhalten wollen“.
Oberkirchenrätin Bachler: Religionen als Vorbilder im Dialog
Oberkirchenrätin Bachler beim Empfang im Bundeskanzleramt. (Foto: C. Dunker/BKA)
Die evangelische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler erinnerte beim Osterempfang daran, dass das Osterfest eine starke Zusage an den Menschen sei, besonders in herausfordernden Zeiten. Angesichts von Krieg, Armut und gesellschaftlicher Erschöpfung gelte es, Hoffnung nicht aus den Augen zu verlieren: „Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln“, zitierte sie Dietrich Bonhoeffer. Ostern sei der Übergang „aus der Dunkelheit ins Licht“, und damit ein Bild des Neuanfangs – nicht nur im persönlichen, sondern auch im gesellschaftlichen Leben.
Bachler betonte die Verantwortung von Religionsgemeinschaften, im gemeinsamen Dialog Vorbilder zu sein: „Gesprächsfähig zu bleiben ist essenziell – besonders in einer Demokratie, die sich weiterentwickeln muss.“ Im Sinne der deutschen Dichterin Hilde Domin warb sie für eine Haltung der Achtsamkeit: „Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise, wie einem Vogel die Hand hinhalten.“
Auch der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) verwies auf die spirituelle Tiefe des Osterfestes, das über das Gedenken hinaus ein unmittelbares Erleben sei. Die Auferstehung Christi bedeute mehr als die Überwindung des Todes – sie öffne „die Pforte zur Beziehung mit dem Absoluten“. Diese Erfahrung verwandle die menschliche Existenz grundlegend, indem sie neue Wege zur Liebe, Achtsamkeit und Mitverantwortung aufzeige. Aus der österlichen Botschaft wachse eine ethische Verpflichtung zur Bewahrung der Schöpfung und zum Dienst am Nächsten, betonte Arsenios. Gerade in einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spaltungen sei die Botschaft der Auferstehung ein Anstoß zu wachsamem, fürsorglichem Miteinander.
Einsatz für die Menschen
Dem von den Wiener Sängerknaben musikalisch umrahmten Empfang im Bundeskanzleramt war ein Arbeitsgespräch der Spitzenvertreterinnen und -vertreter der Religionen – darunter neben den christlichen Konfessionen auch aus dem Judentum und dem Islam – mit Ministerin Plakolm vorausgegangen. Im Zentrum stand dabei das gemeinsame Bekenntnis zum „Einsatz für die Menschen, die in Österreich leben – das auch Staat, Politik und Kirche verbindet“, wie die Ministerin abschließend erklärte. Auch für das in den Religionsgemeinschaften geleistete ehrenamtliche Engagement sprach sie dabei Dank aus.