Spötter und Weise

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über Lernfähigkeit und Kompromissfähigkeit

Wir stehen dumm da. Wir haben gewählt. Mehr als vier Monate sind vergangen. Die Koalitionsverhandlungen sind wieder am Anfang. Darüber können sich die Spötter jetzt den Mund zerreißen, oder aber es schlägt endlich die Stunde der Weisen.

In der Bibel, dem alten Weisheitsbuch, können wir nachlesen, wer als weise gilt und wie man mit ihm umgeht. Im Buch der Sprüche steht geschrieben: „Rüge nicht den Spötter, dass er dich nicht hasse, rüge den Weisen, der wird dich lieben.“ Modern gesagt: „Einer, der glaubt weise zu sein, muss mit Kritik umgehen können und Kritik aushalten.“ Daran kann man den Weisen erkennen, dass er eben nicht glaubt, dass seine Weisheit der Weisheit letzter Schluss ist, sondern dass er noch lernen und seine Weisheit ändern kann.

Die Weisheit unserer Politikerinnen und Politiker steht auf dem Prüfstand. Sie haben es nun in der Hand, ob die Geschichte sie unter die Spötter oder die Weisen einreihen wird. Was haben sie aus dem Scheitern gelernt? Sind sie sich ihrer Fehler bewusst und übernehmen dafür Verantwortung? Nehmen sie einander ab, je auf ihre Weise, das Beste für das Land zu wollen? Halten sie Kompromisse für Niederlagen, oder erkennen sie die Würde des Kompromisses?

Sich über die Spötter zu erregen, bringt nichts außer noch mehr Zerwürfnis. Die Spötter haben vielleicht mehr Unterhaltungswert, doch der Weisheit letzter Schluss sind sie nicht für das Wohl unseres Landes.

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