Welt-Alzheimertag: Diakonie pocht auf Erneuerung der Demenzstrategie

Moser: „Wer früh hilft, hilft doppelt“
Wien (epdÖ) – Zu einer raschen Aktualisierung von Österreichs Demenzstrategie ruft die Diakonie auf. Dieser Schritt sei im Regierungsprogramm zwar erwähnt, drohe jedoch eine Absichtserklärung zu bleiben, warnte das evangelische Hilfswerk in einer Aussendung vom Montag, 15. September, im Vorfeld des Welt-Alzheimer-Tages am 21. September. „Wir dürfen Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen nicht alleine lassen. Die Unterstützungsangebote sind nicht ausreichend, vor allem in ländlichen Regionen“, hob Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser hervor.
Aktuell leben etwa 170.000 Menschen in Österreich mit Demenz in unterschiedlichen Situationen und Phasen der Erkrankung, wobei in vielen Fällen auch die Angehörigen Mitbetroffene sind. Obwohl Demenz gemeinhin als eine der großen Herausforderungen für Gesundheit und Soziales gelte, streife der Diakonie zufolge das Regierungsprogramm jedoch bloß das Thema. Moser forderte, dass „Ziele in der Demenzstrategie konkretisiert, mit Maßnahmen hinterlegt und mit Mitteln ausgestattet werden“.
Drei Punkte seien dabei nach Ansicht der Diakonie-Direktorin besonders wichtig: Einerseits gelte es für alle Betroffenen, die Möglichkeit zu schaffen, die Diagnose frühzeitig und leicht zugänglich zu bekommen, zumal dies „viel Kummer ersparen“ und für mehr Lebensqualität sorgen könne. „Wer früh hilft, hilft doppelt“, betonte Moser. Wichtig sei zudem die nötige Beratung, was in Diakonie-Projekten bereits modellhaft gelinge: So gibt es etwa in Kärnten Psychologinnen-Teams, die mobile Abklärung zu Hause wie auch flexible Beratung und Begleitung ermöglichen. Solche Angebote sollten Moser zufolge „österreichweit ausgebaut, leistbar gestaltet und langfristig gesichert“ werden.
Darüber hinaus komme es auch auf die finanzielle Unterstützung an, denn eine Demenzerkrankung treffe viele Familien und Personen neben den psychischen Belastungen auch finanziell hart: Dabei erwähnte Moser die Zuzahlungen zu Betreuungsleistungen, Wohnraumanpassungen und Therapien, sowie oftmals auch die Notwendigkeit, dass Angehörige ihre Arbeitszeit reduzieren oder die Arbeit ganz aufgeben müssen. „Bis heute deckt das Pflegegeld von dem allen nur einen Teil ab“, kritisierte Moser – auch deshalb, weil der im Gesetz vorgesehene Erschwerniszuschlag nur in wenigen Fällen gewährt werde. Insgesamt betreffe dies derzeit 32.000 Menschen, darunter etliche ohne Demenz.
Ein Problem sei auch, dass gute Ideen und neue regional erprobte Modelle – darunter Demenz-Wohngemeinschaften der Diakonie in Tirol und Burgenland – deshalb nicht ausgerollt werden, weil dies rechtliche Rahmenbedingungen in den Bundesländern verbieten. Als Beispiele nannte Moser ein Klagenfurter Pflegeheim, das auf unterschiedliche Demenzstadien sowie familienähnlich geführte Hausgemeinschaften konkret eingeht. Hier werde aufgezeigt, „dass Lebensqualität und Arbeitsqualität Hand in Hand gehen: Wo die Betreuten sich wohlfühlen, da arbeiten die Pflegenden auch gerne“, erklärte Moser. Innovative Betreuungsmodelle, welche auf die zunehmende Vielfalt an Betroffenen eingehen, könnten somit auch zu einem tauglichen Mittel gegen Personalmangel werden, so die Diakonie-Direktorin.