Freikirchen begingen Jubiläum „500 Jahre Täuferbewegung“

Festgottesdienst in Wien ermutigte die Gemeinden, Salz und Licht zu sein
Wien (epdÖ) – Mit einem Festgottesdienst haben am Samstag, 13. September, die Freikirchen in Österreich das Jubiläum „500 Jahre Täuferbewegung“ und damit gleichsam ihre „Geburtsstunde“ gefeiert. Die Festversammlung im „Vienna Christian Center“ in Wien stand unter dem Motto „Jesus im Mittelpunkt – von den Täufern hin zu den heutigen Freikirchen“. 1525 fanden in Zürich die ersten Glaubenstaufen von Erwachsenen statt, die für die Freikirchen charakteristisch sind. Bald erreichte das Täufertum auch Österreich. Von der zweiten Hälfte der 1520er Jahre bis ca. 1625 gab es auch auf dem Gebiet des heutigen Österreich viele Täufergemeinden, die aber immer wieder unter Verfolgung litten und unzählige Opfer zu verzeichnen hatten. Die damaligen Gemeinden sind die Vorläufer der heutigen Freikirchen.
Die seit 2013 staatlich anerkannten „Freikirchen in Österreich“ (FKÖ) umfassen alle Kirchengemeinden, die dem Bund der Baptistengemeinden in Österreich, dem Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich, den Elaia Christengemeinden, der Freien Christengemeinde-Pfingstgemeinde in Österreich oder der Mennonitischen Freikirche Österreich angehören. Insgesamt wird die Zahl der Mitglieder der Freikirchen (wenn man auch Kinder und Jugendliche hinzuzählt) auf bis zu 40.000 geschätzt.
Dritter Zweig der Reformation – Vorläufer der heutigen Freikirchen
Kardinal Christoph Schönborn verdeutlichte in seinem Grußwort beim Festgottesdienst, dass „500 Jahre Täuferbewegung“ ein wichtiges Jubiläum für alle Christen sei. „Viel zu lange hat die katholische Kirche die Täuferbewegung und ihre nachfolgenden kirchlichen Gemeinschaften missverstanden, verfolgt und später ignoriert.“ Das Schuldig-Werden an den Brüdern und Schwestern aus diesem dritten Zweig der Reformation laste auf der Kirche. „Nur im versöhnten Miteinander können wir als Christen ein glaubwürdiges Zeugnis für unseren Herrn geben.“
Mit einer Video-Grußbotschaft stellte sich Kultusministerin Claudia Plakolm ein. Neben dem Dank für die gute Zusammenarbeit bekundete Plakolm auch ihr Bedauern über die Verbrechen, die in der Vergangenheit an den täuferisch gesinnten Christinnen und Christen in Österreich verübt wurden. Dass dieses Jubiläum friedlich begangen werden könne, sei keine Selbstverständlichkeit: „Es ist ein Auftrag an uns alle, Religionsfreiheit zu schützen und Respekt zu leben.“
Offizieller Ansprechpartner des Freikirchen-Bündnisses ist der „Rat der Freikirchen in Österreich“, in dem die fünf Leitungspersonen der Freikirchen vertreten sind. Laut Statut wechselt der Vorsitz alle zwei Jahre. Der scheidende Vorsitzende der FKÖ, Pastor Franz Gollatz, rief die Gemeinden auf, mit der Bibel als Grundlage die Vielfalt der Traditionen und Frömmigkeitsstile als Reichtum zu schätzen. Er unterstrich die Prinzipien der Gewissensfreiheit und der Trennung von Kirche und Staat. Prinzipien, die auch schon vor 500 Jahren die Täufer charakterisierten.
„Stille Erweckung“ unter der jungen Generation
Pastor Peter Zalud, der aktuelle Vorsitzende der Freikirchen, berichtete von rund 35 anstehenden neuen Gemeindegründungen. Die Zahl der eingetragenen Mitglieder in den lokalen Kirchen belaufe sich auf rund 25.000. Etwa 12.000 Kinder und Jugendliche würden wöchentlich ermutigt und unterstützt, den christlichen Glauben im Alltag zu leben. Rund 130 Lehrkräfte unterrichten 2.400 Schülerinnen und Schüler im freikirchlichen Religionsunterricht und etwa 500 Personen würden sich in theologischen Ausbildungen auf den geistlichen Dienst vorbereiten. Zalud ermutigte die Gemeinden, in der Welt Salz und Licht zu sein und ortete in Europa mancherorts bereits eine „stille Erweckung“ unter der jungen Generation. Als wichtiges Anliegen seiner Amtszeit hob er hervor, die Kommunikation nach innen und außen zu verbessern, neue Gemeinden zu gründen und junge Leiterinnen und Leiter zu fördern.
Für die Lobpreiszeit stellte Pastorin Maria Kisslinger eine eigene Band zusammen, die aus Mitgliedern aller fünf Bünde bestand, und die Festversammlung durch mehrere Lieder begleitete. Schließlich wurden der neue Vorsitzende Pastor Zalud und die neue FKÖ-Generalsekretärin Claudia Krupensky vom scheidenden Vorsitzenden Pastor Gollatz gesegnet.
Der offizielle Vorsitzwechsel im Rat der Freikirchen fand bereits am Freitagabend im Rahmen eines Festakts im Novum Hauptbahnhof statt. Dabei bedankte sich Martin Fischer als Vertreter des Kultusamts beim scheidenden Vorsitzenden Pastor Gollatz für die gute Zusammenarbeit. Der Generalsekretär der Evangelischen Allianz in Österreich, Oliver Stozek, zeigte sich in seinem Grußwort überzeugt, dass die Freikirchen in Österreich eine zunehmend wichtige Rolle einnehmen werden.
(Infos: www.freikirchen.at)