Vorsitzender des Revisionssenats Manfred Vogel scheidet aus Dienst aus

26 Jahre ehrenamtlicher Einsatz für Rechtsfrieden innerhalb der Kirche
Wien (epdÖ) – Nach mehr als 26 Jahren Zugehörigkeit zum Revisionssenat legt Manfred Vogel mit 31. März sein Amt als Vorsitzender auf eigenen Wunsch zurück. Dieser 1965 geschaffene und aus fünf Personen (rechtskundiger Präsident und zwei rechtskundige Beisitzer sowie zwei kirchliche Amtsträger) bestehende „Oberste Gerichtshof“ der Evangelischen Kirche A.u.H.B. in Österreich ist die höchste Kontrollinstanz für kirchliche Gesetzgebungs- und Verwaltungsakte. Es sei auch in der Kirche wichtig, „dass es eine Institution gibt, die unabhängig und über den Interessen Einzelner stehend das Allgemeine sieht“, unterstreicht Vogel. 1957 in Wien geboren, wurde er 1998 als Ersatzmitglied in den Revisionssenat gewählt, seit 2006 bekleidete er das Amt des Vorsitzenden.
Auch wenn der Revisionssenat nicht sehr häufig in Anspruch genommen wird – zwischen 2005 und 2024 hatte er rund 70 Fälle zu bearbeiten – „kann sein Beitrag dazu, den Rechtsfrieden innerhalb der Kirche zu wahren, nicht hoch genug eingeschätzt werden“, betont Vogel. „Es geht oft nur darum, dass die Konfliktparteien das Gefühl haben, sie werden jetzt mit ihrem Anliegen gehört und ernst genommen. Und wenn das der Fall ist, dann kann man an einem runden Tisch unter fairen Bedingungen Lösungen erarbeiten.“ Rechtsfriede entstehe in solchen Fällen „nicht durch eine Entscheidung des Rechtsschutzorgans, sondern durch einvernehmliche Lösung“.
Von besonderer Bedeutung unter seiner Führung erachtet er etwa die Entscheidungen über Grundsätze des geheimen Wahlrechts oder die Änderung der Dienstpflichten eines Pfarrers / einer Pfarrerin. „Ich habe mein Ehrenamt sehr gerne ausgeübt“, blickt Vogel zurück, „auch wenn manches herausfordernd war“. Etwa, „dass viele Fragen, die an den Revisionssenat herangetragen wurden, so zum ersten Mal gestellt wurden und damit juristisches Neuland betreten wurde“.
Neben dem fachlichen Wissen müsse man „ein ausgleichender Charakter sein“, beschreibt Vogel das Persönlichkeitsprofil für diese Tätigkeit. „Gericht hat immer mit Interessenskonflikten zu tun. Um diese ausgleichen zu können, muss man beide Seiten verstehen und dann eine Lösung auch im Gespräch, vielleicht im Vorfeld einer Entscheidung, anbieten können, mit der beide Seiten leben können.“
Krömer: „Eine der profiliertesten Richterpersönlichkeiten in Österreich“
Beruflich war Vogel von 2015 bis zu seiner Pensionierung 2022 Senatspräsident des Obersten Gerichtshofs, 2022 erhielt er das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik. „Manfred Vogel gilt in Juristenkreisen als eine der profiliertesten Richterpersönlichkeiten in Österreich“, bringt es der Jurist Peter Krömer auf den Punkt. Als ehemaliger Synodenpräsident der Evangelischen Kirche zeigt er sich dankbar für das Engagement Vogels. „Sein Wirken prägte den Revisionssenat der Evangelischen Kirchen und stärkte das Ansehen der Evangelischen Kirchen in Österreich im Bereich der Justiz.“
Krömer verweist auch auf die jahrzehntelange Tätigkeit Vogels in der evangelischen Pfarrgemeinde Wien-Hetzendorf, unter anderem als Lektor. Er kenne daher „auch all die Probleme und Schwierigkeiten in Pfarrgemeinden, kirchlichen Einrichtungen und dergleichen, deren Kenntnisse er in vorzüglicher Weise im Zusammenhang mit seiner richterlichen Tätigkeit im Rahmen des Revisionssenates einbrachte“. Die Evangelischen Kirchen in Österreich „dürfen dankbar und stolz für Senatspräsident in Ruhe Dr. Manfred Vogel sein“.
Reibungslose Arbeit von Ehrenamtlichen im Hintergrund
Auch die amtierende Synodenpräsidentin Ingrid Monjencs spricht Vogel für dessen Tätigkeit großen Dank aus. Vogel sei „ein Paradebeispiel für das Engagement eines Ehrenamtlichen, sowohl was die lange Zeitspanne als auch die Verantwortung betrifft, die mit der Übernahme eines Amtes verbunden ist“. Vor allem sei Manfred Vogel auch ein Beispiel dafür, „wie unbemerkt viele Tätigkeiten in unserer Kirche bleiben, einfach weil sie völlig reibungslos im Hintergrund ablaufen“.
Das Ausscheiden des Vorsitzenden sei eine gute Gelegenheit, „zunächst ihm selbst für die langjährige Tätigkeit im Namen unserer Kirche ganz herzlich zu danken, aber gleichzeitig auch jene vielen ehrenamtlichen Funktionsträger:innen und Mitarbeiter:innen mitzubedenken, deren hervorragende Aufgabenerfüllung oftmals unbemerkt und daher auch unbedankt bleibt“.
Monjencs verweist in diesem Zusammenhang darauf, „dass wir für die Besetzung unserer Senate, wie etwa den Revisionssenat, den Disziplinar- oder Datenschutzsenat, immer wieder Juristinnen und Juristen brauchen“. Diese müssen die Rechtsanwalts-, Notariats- oder Richteramtsprüfung haben „und natürlich evangelisch sein“. Sollte jemand Interesse an dieser – ehrenamtlichen – Tätigkeit haben, freut sich Synodenpräsidentin Monjencs über ein Mail an das Synodenbüro (synodenbuero@evang.at).
Klavierspielen und Bergwandern
In seiner Freizeit spielt Manfred Vogel Klavier und macht regelmäßig mit zwei Querflöten und einem Cello barocke Hausmusik. Weitere Hobbys sind Lesen, Tarockspielen und Bergwandern. Auch wenn er sein Amt nun in jüngere Hände übergibt, „bleibe ich unserer Kirche weiterhin als Lektor und Gemeindevertreter eng verbunden“. Vogels Nachfolger ab 1. April wird Rechtsanwalt Klaus Dörnhöfer, bisher Mitglied im Revisionssenat. Was Vogel ihm mit auf den Weg gibt? „Ich wünsche ihm, dass er Freude an seiner Arbeit hat und dass er sie mit Ernsthaftigkeit betreibt zum Wohle der Kirche.“