Stoffers: „Möglichst viele Personen mit einbinden“

 
von Evangelischer Pressedienst

Der designierte reformierte Landessuperintendent Ralf Stoffers im „SAAT“-Interview

Wien (epdÖ) – Auf der Synode der Evangelischen Kirche H.B. Ende März wurde Ralf Stoffers als Nachfolger von Thomas Hennefeld zum neuen Landessuperintendenten gewählt. Der gebürtige Deutsche ist seit 2010 Pfarrer in Bregenz und tritt sein Leitungsamt an der Spitze der Reformierten Kirche in Österreich am 1. September an. Die Redaktion der „SAAT“ hat ihn für die Mai-Ausgabe zum Interview eingeladen.

SAAT: Herr Pfarrer Stoffers, welche Schwerpunkte wollen Sie ab Herbst als Landessuperintendent setzen?

Ralf Stoffers: Die Zeiten des Umbruchs der letzten Jahre rufen uns auf, darüber nachzudenken, was das konkret für uns als Kirche bedeutet. Wichtig ist sicher die innerkirchliche Kommunikation unter den H.B.-Gemeinden. Wir müssen auch den Teamgedanken neu buchstabieren, denn ich kann nicht jeden zweiten Tag nach Wien fahren. Die H.B.-Kirche ist bunt, und es gilt, das deutlicher zu machen, auch in der Öffentlichkeit.

Werden Sie weiterhin in Vorarlberg wohnen?

Ja, die Funktion des Landessuperintendenten ist ja ein Nebenamt. Ich bleibe Gemeindepfarrer in Bregenz. Aber der Amtssitz ist in Wien, also wird es auch Zeiten geben, in denen ich dort sein werde.

Sie wollen mit den Gemeinden und Mitgliedern der Synode eine „Reformierte Agenda 2040“ entwickeln. Worum handelt es sich dabei?

Das von mir angeregte Modell wäre eine Zukunftswerkstatt. Alles, was uns als Kirche betrifft, sollte auf viele Schultern verteilt werden. Das gelingt, wenn man möglichst viele Personen einbindet. Und wir müssen klären: Wofür stehen wir im 21. Jahrhundert als Reformierte Kirche, was sind unsere Schwerpunkte, wie schaffen wir das finanziell und personell? Das kann man am ehesten, wenn man es miteinander überlegt. Also: Teamgedanke und Kommunikation – und am Ende eine hoffentlich gute Lösung.

Nach Ihrer Wahl sagten Sie: „Uns allen wünsche ich eine gute Zusammenarbeit zum Wohle der Kirche H.B.“ Wie sieht dieses Wohle aus?

Da gibt es mehrere Antworten. Zum einen: mit Freude und Fröhlichkeit Gottesdienste feiern, auch kreativ, mit neuen Formen und Formaten. Aber auch, dass Menschen sich wahrgenommen fühlen und sich in Folge gerne in unserer Kirche engagieren. Dass unsere Kirche in der Öffentlichkeit weiterhin gut wahrgenommen wird. Und vielleicht fällt uns im Rahmen dieser Zukunftswerkstatt etwas ein, um den Mitgliederschwund abzubremsen – und vielleicht sogar wieder zu wachsen.

Worauf freuen Sie sich?

Auf die Möglichkeit, die anderen reformierten Gemeinden in Österreich besser kennenzulernen. Ich freue mich auch auf die Kontakte, die sich zur Lutherischen Kirche ergeben. Vielleicht bricht mit der Wahl des neuen lutherischen Bischofs oder der neuen Bischöfin somit in beiden Evangelischen Kirchen etwas Neues an. Und ich freue mich natürlich auch darauf, die Reformierte Kirche bei verschiedenen Anlässen in der Öffentlichkeit vertreten zu dürfen.

Gibt es etwas, wovor Sie sich fürchten?

Furcht ist das falsche Wort. Ich habe vor manchen Dingen Respekt. Aber ich denke: Was soll passieren, außer dass vielleicht etwas mal falsch läuft? Dann kann man nachjustieren und probiert einen anderen Weg und wird eine Lösung finden. Von daher fühle ich mich gut aufgehoben in Gottes Hand und denke, dass er auch etwas dazu beitragen wird. Und dann wird es hoffentlich gut gelingen – zum Wohle der Kirche H.B. und zur Ehre Gottes.

Wofür interessieren Sie sich privat, wo geht Ihr Herz auf?

Im Bereich der Familie geht mein Herz auf, wenn ich mitverfolgen darf, wie unsere Kinder ihren Weg finden, der sie zufrieden macht. Mehr kann man sich als Vater nicht wünschen. Abgesehen davon geht mir das Herz auf, wenn ich eine Qualitätszeitung vor mir liegen habe, dazu ein Kaffee. Oder wenn ich mit meiner Drehorgel aktiv sein kann und meiner Leidenschaft als Amateurschauspieler auf der Bühne und ein wenig auch bei TV-Produktionen nachgehen darf. Beides ist nicht originär kirchlich und sehr spannend.

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