Kirchen in Österreich: „Große Sorge“ über Situation in Armenien

ÖRKÖ-Vorstand: Achtung der Menschenrechte und v.a. Religionsfreiheit „aktiv“ einfordern
Wien/Jerewan (epdÖ) – Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) verfolgt „mit großer Sorge“ den schwerwiegenden Konflikt zwischen der Armenisch-apostolischen Kirche und dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan. „Betroffen mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass sich neben Erzbischof Bagrat Galstanyan nun auch Erzbischof Mikael Ajapahyan in Untersuchungshaft befindet“, teilte der ÖRKÖ-Vorstand in einer Erklärung am 3. Juli in Wien mit. Katholikos Karekin II. habe die Gläubigen in Armenien und in aller Welt aufgerufen, für die Inhaftierten und für den Frieden im Land zu beten. „Diesem Aufruf bzw. diesem Gebet wollen auch wir uns anschließen“, hielten die Spitzen des Ökumenischen Rates fest.
Der ÖRKÖ-Vorstand appellierte an die internationale Staatengemeinschaft, diese müsse die Entwicklungen in Armenien „mit wachem Auge verfolgen und die Achtung der Menschenrechte – insbesondere der Religionsfreiheit – aktiv einfordern“. Die von Behörden bzw. Justiz gegen die armenischen Bischöfe erhobenen Anschuldigungen „lassen uns ungläubig zurück“, bekräftigten die österreichischen Kirchenvertreter. Katholikos Karekin II. habe die Anschuldigungen als „haltlos“ zurückgewiesen und die Verhaftungen als nicht rechtmäßig bezeichnet.
Zudem sorge die „Verrohung der Sprache“, die immer mehr Spaltung in die armenische Gesellschaft treibe, den Ökumenischen Rat. Rechtsstaatlichkeit und die Achtung der Menschenrechte seien dem ÖRKÖ zufolge grundlegend für eine gute Zukunft Armeniens und seiner Bevölkerung. „Das Land ist ohnehin schon mit großen Herausforderungen konfrontiert. Wir denken nur an die vielen aus Berg-Karabach Geflohenen, die sich nun in Armenien eine neue Existenz aufbauen müssen, und an all jene Armenier, die sich immer noch in Haft in Aserbaidschan befinden. Armenien braucht deshalb dringend Einheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt“, betonte der ÖRKÖ.
Seit mehreren Jahrhunderten sei die Armenisch-apostolische Kirche ein tragender Pfeiler der armenischen Identität und „Garant für geistliche, soziale und kulturelle Stabilität – besonders in Krisenzeiten wie nach der Vertreibung der armenischen Bevölkerung aus Berg-Karabach im Jahr 2023“, unterstrich der ÖRKÖ-Vorstand. „In Verbundenheit mit unseren armenischen Schwestern und Brüdern beten wir um Gerechtigkeit, Versöhnung und den Schutz der Kirche in Armenien“, so der Vorstand des Ökumenischen Rates.
Schwere Vorwürfe gegen Mitglieder der armenisch-apostolischen Kirche
Erzbischof Galstanyan war vor einer Woche zusammen mit 13 weiteren Personen festgenommen und angeklagt worden. Ihm wird die Planung eines Komplotts zum Sturz der armenischen Regierung, die Anstiftung zu Massenunruhen und die angebliche Vorbereitung von Terroranschlägen vorgeworfen. Die gleichen Vorwürfe werden auch Erzbischof Mikael gemacht. Unter den Festgenommenen ist auch der prominente Geschäftsmann und Mäzen der armenisch-apostolischen Kirche, Samuel Karapetyan, dem im Prinzip dieselben Vergehen wie den Bischöfen zur Last gelegt werden. Firmen des Milliardärs wurden bereits vom Staat enteignet.
Die armenische Kirche sieht das staatliche Vorgehen als einen politischen Akt. Galstanyan gilt als führender Kopf einer Protestbewegung gegen Regierungschef Nikol Paschinjan, deren Anhänger im Vorjahr bei Straßenprotesten die Absetzung des Ministerpräsidenten wegen dessen Politik im Konflikt mit Aserbaidschan forderten.
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