Kärntner Superintendent: Geflüchtete nicht unter Generalverdacht stellen

Sauer warnt vor „unheilvoller Dynamik einer undifferenzierten Ausländerfeindlichkeit“
Klagenfurt (epdÖ) – Vor einer „undifferenzierten Ausländerfeindlichkeit“, die eine „unheilvolle Dynamik“ entwickle, warnt der Kärntner Superintendent Manfred Sauer. „Alle, die es schon immer gewusst und gesagt haben, fühlen sich jetzt, nach dem schrecklichen Attentat in Villach, in ihrer ablehnenden Haltung gegenüber geflüchteten Schutz- und Heimatsuchenden bestärkt“, schreibt der Superintendent der Evangelischen Kirche in Kärnten in der „Kleinen Zeitung“ (Ausgabe Kärnten, 3. März). So werde nicht mehr differenziert, sondern alle Geflüchteten unter Generalverdacht gestellt, beobachtet Sauer und kritisiert die Wirkung von sozialen Medien und Stammtischen. Demnach bekämen Pauschalverdächtigungen „unglaubliche Verstärkung“, Hass und Aggression nähmen „beängstigende verbale Ausmaße“ an.
Es werde der Anschein erweckt, dass mit verschärften Maßnahmen, mit Abschiebung, Schließung von Asylheimen und permanenter Überwachung das Problem behoben werden könne. „Das glaube ich nicht!“, hält Sauer in seinem Gastkommentar dagegen fest, „die totale Kontrolle gibt es nicht – Gott sei Dank – und sie ist weder wünschenswert noch menschenrechtskonform. Wir sind stolz auf unsere liberale Demokratie, und diese Freiheit gilt es zu bewahren und zu verteidigen“, so der Superintendent. Die Folge der derzeit aufgeheizten Stimmung sei ein „Wettrennen mehrerer Parteien in aktivistischen Maßnahmen, die letztendlich doch nur einer Partei zugutekommen werden.“
Sauer fragt, warum Asylheime in Villach und Finkenstein zugesperrt werden, „obwohl dort bislang neben jungen Männern hauptsächlich Familien mit ihren Kindern friedlich gelebt haben, dankbar, dass sie bei uns eine Chance für eine neue Zukunft bekommen haben“. Dort lebten Menschen, die sich „in vorbildlicher Weise“ in unsere Gesellschaft einfinden und einfügen wollen. „Es gibt so viele Asylsuchende, die fleißig, tüchtig, umsichtig, verlässlich und couragiert sind, wie wir es ja auch in Villach durch den syrischen Essenszusteller erlebt haben, der viel riskiert hat, um andere Leben zu schützen“, erinnert Sauer.
Mit Blick auf die bevorstehende Fastenzeit – „die Zeit des Innehaltens, auch die Zeit der Buße und Umkehr“ – schreibt der Superintendent schließlich: „Das wäre wunderbar, wenn wir im Bedenken des Leidens und Sterbens Jesu uns immer wieder auch seinen Auftrag vergegenwärtigen: Im Nächsten den Bruder und die Schwester zu erkennen, Frieden zu stiften, den Heimatlosen Heimat zu geben und füreinander da zu sein.“