Chalupka: Geschichte der Evangelischen wichtiger Bestandteil der Republik

 
von Evangelischer Pressedienst

Bischof war mit Medienvertreter:innen auf den Spuren des österreichischen Protestantismus unterwegs

Rutzenmoos (epdÖ) – Auf der Bundesebene der Politik ortet der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka „wenig Bewusstsein, dass die evangelische Geschichte zur Entwicklung dieses Landes gehört“. Das erklärte der Bischof am Ende einer Pressereise, die Medienvertreter:innen zu verschiedenen Orten führte, die in der Geschichte des Protestantismus in Österreich eine bedeutende Rolle gespielt haben. Bei der Beschäftigung mit der Geschichte der Evangelischen gehe es nicht um die „Vereinsgeschichte einer Minderheit“ sondern darum, dass „die Geschichte der Evangelischen ein wichtiger Bestandteil der Geschichte der gesamten Republik ist“, sie ist „Teil der österreichischen Geschichte“, sagte der Bischof am Samstag, 5. Juli, beim abschließenden Pressegespräch im Evangelischen Museum Oberösterreich in Rutzenmoos.

Beim Pressegespräch im Evangelischen Museum OÖ in Rutzenmoos. (Foto: epd/T. Dasek)

Dabei sprach sich der Bischof für eine differenzierte Erinnerungskultur aus, zu oft sei „das evangelische Erinnern zwischen dem „Selbstverständnis als Opfer der Geschichte und Elitenbewusstsein“ oszilliert. Zwar sei an beiden Polen „etwas dran“, dennoch sei nicht zuletzt auf dieser Reise auch klar geworden, „dass die Tatsache, einmal Opfer gewesen zu sein, nicht davor immunisiert, Täter zu sein“.

Auch der Umgang mit dem Thema des Karfreitags spiele hier eine Rolle. Dieser sei 1956 als gesetzlicher Feiertag eingeführt worden aus Gründen der „Anerkennung und Wahrnehmung“ der evangelischen Geschichte. „Aus meiner Sicht war die Karfreitagsregelung nie ein Privileg für Evangelische, sondern die Anerkennung ihrer Identität und besonderen Rolle in der Geschichte der Republik“. Mit der Streichung 2019 sei ein „lebendes Denkmal geschleift“ worden, so der Bischof wörtlich. Diese Wunde sei nach wie vor offen, der Ärger und das Unverständnis darüber zeigten sich auch bei seinen Besuchen in Pfarrgemeinden in ganz Österreich. Von künftigen Regierungen erwartet sich der Bischof Schritte, die dieses Thema ernst nehmen, das könne sich in der Wiedereinführung des Feiertags ebenso ausdrücken, wie in der Stärkung der historischen Forschung.

Vor dem Evangelischen Museum OÖ: (v.r.) Die Historiker Leonhard Jungwirth und Günter Merz, Bischof Chalupka, die Leiterin des Museums Renate Bauinger sowie Ingeborg und Alfred Fischer vom Vorstand des Museum. (Foto: epd/ T. Dasek)

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte auf öffentlicher Basis hält der Bischof für essentiell, da Erinnerungsräume sonst immer „deutungsoffen“ seien. Das zeige sich etwa an der Erinnerung an die Bauernkriege in Oberösterreich, die sich im nächsten Jahr zum 400. Mal jähren und auf der Pressereise intensiv beleuchtet wurden. Kritisch merkte Chalupka vor den Medienvertreter:innen an, dass diese Ereignisse später, etwa im Nationalsozialismus, „ge- und missbraucht wurden für eigene politische Deutungen“. Auch hier brauche es eine differenzierte Geschichtsbetrachtung und keine „Schwarz-Weiß-Schablone“, die in Opfer- und Täterrollen unterteile. In diesem Zusammenhang dankte Chalupka auch der Leiterin des Evangelischen Museums Oberösterreich, Superintendentialkuratorin Renate Bauinger, für die „differenzierte Darstellung“ dieses Themas, die im Museum erkennbar sei.

Leonhard Jungwirth: Frankenburger Strafgericht von 1625 auch heute noch von höchster Relevanz

Inhaltlich vorbereitet und wissenschaftlich begleitet wurde die Pressereise vom Kirchenhistoriker Leonhard Jungwirth (Evangelisch-Theologische Fakultät und „Memory Lab“ im Albert-Schweitzer-Haus). Das Frankenburger Strafgericht von 1625, bei dem auf dem Haushamerfeld 36 aufständische Protestanten um ihr Leben würfeln mussten und das in der Folge zum oberösterreichischen Bauernkrieg führte, habe sich zur Projektionsfläche unterschiedlichster Unterdrückungs- und Diskriminierungserfahrungen gewandelt, sagte Jungwirth. Als „anhaltende Mahnung zu Toleranz, Frieden und Gerechtigkeit“, wie es etwa in der Frankenburger Würfelspielgemeinde oder im Evangelischen Museum Oberösterreich gesehen werde, sei das Strafgericht „wohl auch heute noch von höchster Relevanz“.

Evangelisches Museum OÖ

Frankenburger Würfelspiel

Stefan-Fadinger-Museum

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