Bonhoeffer

Michael Chalupka über den neuen Film, Nächstenliebe und christlich verbrämte Ideologie
Bonhoeffer, der Film ist in den Kinos angelaufen. Es ist gut, dass auf die weiteren Attribute, die im englischen Original den Titel ergänzen – Pastor, Spion und Attentäter – in der deutschsprachigen Fassung verzichtet wird. Sie werden dem großen Theologen und Opfer des Naziregimes nicht gerecht. Besonders ärgerlich ist, dass US-amerikanische Nationalisten und Anhänger der MAGA-Bewegung Trumps, die ihre Ideologie christlich verbrämen, die Person Dietrich Bonhoeffers und den Film für ihre Propaganda missbrauchen.
Dietrich Bonhoeffer hingegen setzte sich für Gerechtigkeit und Nächstenliebe ein, im Dienst der Schwächsten. Er erkannte die Gefahren des christlichen Nationalismus und sprach sich bereits 1930 gegen ihn aus. In einer Predigt in New York warnte er: Christen sollten niemals vergessen, dass sie nicht nur in ihrem eigenen Volk, sondern in jedem Volk Brüder und Schwestern haben. Wenn das Volk Gottes vereint sei, so verkündete Bonhoeffer, „könnte kein Nationalismus, kein Hass auf Ethnien oder Klassen seine Pläne verwirklichen, und dann hätte die Welt Frieden.“
Sein Leben war bestimmt von der Frage: „Wer ist Christus für uns heute?“ Bonhoeffer lehrt uns, dass Christus im Leiden des Nächsten zu finden ist, ob auf der anderen Straßenseite oder jenseits der Landesgrenze. Eines bleibt zu hoffen: dass der Film dazu anregt, Dietrich Bonhoeffer selbst zu lesen. Das lohnt sich.
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