Auserwählt

Michael Chalupka über Wahlen in den Kirchen
Es wird gewählt. In Rom wählen die Kardinäle ab Mittwoch das Oberhaupt der Katholischen Kirche, in Villach wählten vor einer Woche die Vertreterinnen der Evangelischen Kirche in Kärnten und Osttirol mit Andrea Mattioli ihre Superintendentin, und im Mai wählt die Synode der lutherischen Kirche in Österreich.
Schon der zwölfte Jünger wurde von 120 Versammelten der ersten Gemeinde in Jerusalem gewählt. Zwei Männer wurden aufgestellt, Barsabbas und Matthias, nach dem gemeinsamen Gebet fiel die Wahl, oder das Los, wie es heißt, auf Matthias.
Wahlen in der Kirche sind also ein geistlicher Akt. Ein Wahlkampf unter den Kandidaten sollte ausgeschlossen sein. Obwohl auch die Jünger untereinander stritten, wer denn der Größte unter ihnen sei. Jesus sagte ihnen daraufhin: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht.“
Die Botschaft Jesu ist klar, in der Nachfolge Jesu gelten andere Regeln als in der Politik, nicht Macht und Selbstdarstellung sind gefragt, sondern Bescheidenheit und der Wille zu dienen stehen im Vordergrund. Die Kirche hat sich nicht immer leicht getan, damit diesem Auftrag zu folgen, und der Demokratie stehen die Tugenden Bescheidenheit und Dienst am Gemeinwesen auch nicht schlecht an.