Pfarrer:innentagung widmete sich dem Umgang mit Umbrüchen

Todjeras: „Sind berufen, Mitarbeiter:innen der Freude zu sein“
Reichenau an der Rax (epdÖ) – Mit „kirchlichen Antworten auf die Erfahrungen des Verlustes und der Umgang mit Verlustängsten“ befasste sich die diesjährige gesamtösterreichische Tagung für Pfarrerinnen und Pfarrer in den Evangelischen Kirchen in Österreich. Pfarrer:innen der lutherischen, reformierten und methodistischen Kirche kamen dazu von Montag, 25. August, bis Donnerstag, 28. August, im Parkhotel Hirschwang in Reichenau zusammen.
Zentraler Programmpunkt der persönlichen Selbstreflexion war am 27. August ein interaktiver Workshop, geleitet von Pfarrerin Kathrin Hagmüller und Pfarrer Rektor Patrick Todjeras (Werk für Evangelisation und Gemeindeaufbau – WeG). Unter dem Titel „Verlusterfahrungen umarmen durch aktive Prozesse des Loslassens“ hatten die Pfarrer:innen die Gelegenheit, in Gruppen über ihren Umgang mit aktuellen Umbrüchen (etwa Strukturveränderungen oder gekürzte Arbeitszeiten) und damit verbundenen Verabschiedungen zu sprechen. Empfinde ich diese als Freude oder Herausforderung? Begegne ich ihnen mit Freude oder fühle ich mich überfordert? Zahlreiche sehr ehrliche und offene Rückmeldungen der Teilnehmenden zeugten von der Wichtigkeit, den Emotionen Ausdruck verleihen zu können.
„Die Erfahrungen, die wir in Umbrüchen machen, ähneln stark denen eines Trauerprozesses“, erläuterte Patrick Todjeras. Im Modell des „Trauerkaleidoskops“ (alle Facetten des Weges sind gemeinsam vorhanden, aber nicht alle gleich sichtbar) wurden die Pfarrer:innen eingeladen zu fragen, „welche Aspekte des Übergangsweges gerade im Vordergrund stehen“. Auch diese Facetten, wie „Überleben“, „Wirklichkeit begreifen“ oder „Verbunden bleiben“, wurden offen diskutiert und ausgetauscht. Einmal mehr zeigte es sich, dass das Gestalten von Übergängen und Abschieden stark von der jeweiligen Persönlichkeit und Gemeindesituation abhängt.
Handlungsfähigkeit von Pfarrer:innen und Kirche erhalten
Durch das Reflektieren und Verorten „Wo stehe ich“ könne man die eigene Handlungsfähigkeit wieder gewinnen, betonte Kathrin Hagmüller. Fragen wie „Was ist für mich schwierig?“, „In welche Richtung kann es gehen?“ könnten dabei helfen, wieder „das Ruder in die Hand zu bekommen“. Ziel des Workshops sei es, inmitten verschiedener Unsicherheiten – von innen nach außen – den Dienst gestalten zu können, „und das aus Freude und mit Lust und Gelassenheit“, so die WeG-Referentin. Und der Rektor des WeG, Patrick Todjeras, ergänzte: „Inmitten verschiedener Gefühle des Übergangs steht doch am Horizont, dass wir berufen sind, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Freude zu sein“.
Neben dem interaktiven Workshop, Andachten und Zeit zum Entspannen sowie privatem Austausch gab es in Hirschwang auch zwei Referate von Expertinnen aus Deutschland. Oberkirchenrätin Friederike Erichsen-Wendt (EKD) sprach zum Thema „Wie bleiben wir als Kirche handlungsfähig?“, die Theologin Kerstin Menzel von der Universität Leipzig widmete sich der „Vulnerabilität und Resilienz im kirchlichen Strukturrückbau“. Abgeschlossen wurde die Tagung mit einer Ideenschmiede 2026 für Pfarrer:innen und Kirchenleitungen sowie einer Familienandacht.
Im Rahmen der gesamtösterreichischen Pfarrer:innentagung hielt der Verein Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Österreich (VEPPÖ) am 25. August seine alljährliche Hauptversammlung ab. Die Meldung dazu finden Sie hier.