Hilfsorganisationen fordern mehr Mittel für humanitäre Hilfe

Wien: NGOs appellierten mit „Radkonvoi der Menschlichkeit“ an Regierung
Wien (epdÖ) – Die AG Globale Verantwortung und zahlreiche ihrer Mitgliedsorganisationen für Humanitäre Hilfe, internationale Entwicklung und entwicklungspolitische Inlandsarbeit veranstalteten am 19. August, dem diesjährigen Welttag der Humanitären Hilfe, einen Radkonvoi der Menschlichkeit durch Wien. Dabei machten sie auf die tiefgreifende Wirkkraft der zivilgesellschaftlichen Arbeit für Mensch und Gesellschaft aufmerksam. Bei ihrem Zug durch Wien richteten die humanitären Hilfsorganisationen Appelle an die Bundesregierung, ein Zeichen für mehr Menschlichkeit zu setzen. An drei Stationen appellierten sie, sich klar für die Einhaltung des Humanitären Völkerrechts, die Stärkung der Zivilgesellschaft und für mehr Menschlichkeit einzusetzen.
Österreichs internationalen Verpflichtungen entsprechend sei den NGOs zufolge die Regierung gefragt, dazu beizutragen, den weltweit gestiegenen humanitären Bedarf zu stillen und multiplen Krisen vorzubeugen, sie einzudämmen und zu bewältigen. Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, sowie Christoph Pinter, Leiter des UNHCR-Büros in Österreich, hielten einen Redebeitrag über die neue Realität in der internationalen Zusammenarbeit in einer Zeit, in der weltweit der humanitäre Bedarf und die Anzahl schutzsuchender Menschen drastisch steigen.
„Während der humanitäre Bedarf und die Anzahl schutzsuchender Menschen weltweit explodiert, kürzen immer mehr Geberländer ihre Budgets und schaffen damit eine neue Realität in der internationalen Zusammenarbeit – auch Österreich“, sagte Lukas Wank zum Auftakt des Radkonvois der Menschlichkeit am Platz der Vereinten Nationen in Wien. „Immer weniger lebensrettende Hilfe kommt im Sudan, im Gazastreifen und in anderen, oftmals langanhaltenden und vergessenen Krisen an. Die Regierungen der Geberländer dürfen nicht länger ignorieren, dass die Budgetkürzungen in der Entwicklungspolitik und Humanitären Hilfe weitreichende Folgen haben – letztlich auch für die eigenen Länder“, warnte Wank.
Im Forum der Zivilgesellschaft, Albert-Schweitzer-Haus in Wien-Alsergrund, referierten Katharina Lehner, Leiterin der Diakonie Katastrophenhilfe, Andrea Reisinger, Abteilungsleiterin Internationale Katastrophen und Krisen beim Österreichischen Roten Kreuz, und Erich Fenninger, Geschäftsführer der Volkshilfe, über die Aushöhlung des Humanitären Völkerrechts, die Notwendigkeit, die zivilgesellschaftliche Arbeit in Österreich, Europa und weltweit auch zukünftig abzusichern sowie die Klimakrise als Krisentreiberin.
Eine Voraussetzung für eine lebenswerte Umwelt sei der konsequente Kampf gegen die Klimakrise, gab Lehner zu bedenken. „Naturkatastrophen treten heute viel häufiger und intensiver auf als früher und verursachen großes Leid. Laut IFRC (Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften) töten sie weltweit jedes Jahr 67.000 Menschen – mehr, als in Villach oder Wels leben“, betonte Lehner. 26 Millionen Menschen seien in die Armut getrieben und fast 200 Millionen Menschen durch sie gefährdet. Die meisten Betroffenen lebten im Globalen Süden, während der Globale Norden den Großteil der Treibhausgase verursache, hob Lehner hervor. „Österreich soll durch stabile Partnerschaften und eine verlässliche, langfristig gesicherte Finanzierung zu weltweiter Klimagerechtigkeit beitragen und somit zu einer lebenswerten Umwelt für alle“, so Lehner.
Darüber hinaus sprachen auf dem Platz der Menschenrechte in Wien-Neubau Jacqueline Bungart, Expertin für Humanitäre Hilfe bei Licht für die Welt, sowie Andreas Knapp, Generalsekretär Internationale Programme der Caritas Österreich, über die Situation von besonders gefährdeten Menschen in Krisen. Zudem erklärten sie, welche entwicklungspolitischen und humanitären Prioritäten die österreichische Bundesregierung jetzt setzen sollte, um diese zu unterstützen.
Die AG Globale Verantwortung ist der Dachverband von 38 österreichischen NGOs der internationalen Entwicklung, Humanitären Hilfe und entwicklungspolitischen Inlandsarbeit. Die Mitgliedsorganisationen führen jährlich 1.000 Projekte in über 120 Ländern der Welt durch und tragen zu einem menschenwürdigen Leben für alle Menschen auf einem gesunden Planeten bei.