Vernetzt – Das „Parlament“ der Evangelischen Kirche A.B. in Wien tagte
Arbeitsphase mit Kirchenentwicklungs-Experten Andreas Schlamm auf der Superintendentialversammlung

Ganz im Zeichen der Vernetzung stand am Samstag, 19. November, die ganztägige Sitzung der Wiener Superintendentialversammlung, dem sogenannten „Parlament“ der Evangelischen Kirche A.B. in Wien. 70 Delegierte aus den diözesanen Arbeitsbereichen und Pfarrgemeinden in Wien kamen zusammen, um einander zu informieren, um gemeinsam zu diskutieren – und zu arbeiten.
Eingestimmt wurde die Versammlung durch die Andacht von Pfarrerin Kathrin Götz. (Fotos: Bernd Gratzer)
Eingestimmt wurde die Versammlung durch die Andacht von Pfarrerin Kathrin Götz, die die „Dazwischen-Zeit“ im November einfühlsam aufgriff. In Übergangszeiten sei man dünnhäutig, im positiven Sinn, so die Liesinger Pfarrerin. Es sei eine besondere Zeit zum Hinhören und Reinspüren: Was ist vergangen? Was ist verloren gegangen? – Was erwarten wir? Was erhoffen wir?
Dem konnte sich Superintendent Matthias Geist mit seinem Bericht nahtlos anschließen: Er dankte in Person Eleonore Schüle für ihr „segensreiches Wirken auf so vielen Feldern über Jahrzehnte hinweg“. Aus Altersgründen, so Schüle, gebe sie einige Ehrenämter ab. So auch, nach zehn Jahren, ihr Amt als Delegierte der Superintendentialversammlung. Ihre Mit-Delegierten und die Gäste der Versammlung dankten Schüle mit langem Applaus und stehender Ovation.
Abschiede und Neubeginn, Kooperationen, Reibungen, Konflikte, das 75-Jahr-Jubiläum der Wiener Superintendenz (=Diözese) sowie ein Ausblick aufs kommende Jahr mit seinen erwarteten Finanzschwierigkeiten unter anderen durch die prognostizierte Inflation waren Thema des Berichts von Matthias Geist. Hier lesen Sie das Handout zum Bericht:
Oberkirchenrätin Gerhild Herrgesell überbrachte Grüße und Neuigkeiten aus dem Österreichweiten Kirchenamt mit besonderem Fokus auf die Gemeindevertretungswahlen im Herbst 2023: vom 1. Oktober bis 5. November können alle Evangelischen ab 14 Jahren wählen und Kirche basisdemokratisch mitgestalten. Ein Leitfaden für die Pfarrgemeinden wird es ab Jänner unter www.evang.at/wahlen geben.
Im Anschluss stellten verschiedene Wien-weite Arbeitsbereiche ihre laufenden Projekte vor: Das Referat für Öffentlichkeitsarbeit bewarb unter anderen das Magazin „Evangelisches Wien“, den Podcast „Evangelische fragen – evangelisch Fragen“ und die Lange Nacht der Kirchen. Das Evangelische Schulamt stellte das neue Sammelschulmodell im Pflichtschulbereich vor, das eine weitere Stellschraube ist, um ein flächendeckendes und zuverlässiges Religionsunterrichts-Angebot in Wien zu organisieren.
In Sachen Evangelischer Jugendarbeit stellten Lisbeth Bednar-Brandt und Manfred Perko das Projekt „Finsterlings Gefährt*innen“ vor:
Oberkirchenrätin Gerhild Herrgesell und die Finsterling-Freunde: Lisbeth Bednar-Brandt und Manfred Perko
Angelina Ahrens, Jugendreferentin für Wien, und Pfarrerin Marietta Geuder-Mayrhofer warfen einen Blick auf wärmenden Blick auf den Sommer und das Ferien-Projekt: „Sommerbetreuung in Wien“.
Der Ausblick auf das Jahr 2023 kam auch in der Abstimmung des Budgets zum Tragen. Das Budget wurde einstimmig angenommen.
Schwerpunkt des Nachmittags war eine gemeinsame Arbeitsphase, angeleitet von Andreas Schlamm als Experte für missionarische Kirchenentwicklung. Schlamm ist Referent im Verein „midi“, dem Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung in Berlin. Er teilte gemeinsam mit Pfarrerin und Seniorin (=Stellvertreterin des Superintendenten) Angelika Reichl die Versammlung in regionale Gruppen aus Nachbargemeinden auf, die zuerst die Stärken der jeweiligen Pfarrgemeinden bestimmten, um danach über das Selbst- und Fremdbild zu reflektieren.
Eine spannende Erfahrung, besonders in Verbindung mit dem Impulsreferat von Schlamm, in dem er sich für eine „kirchliche Biodiversität“ aussprach. „Das Leitbild ist die Kirche als Mischwald zu verstehen, in dem Artenvielfalt herrscht.“ Dass Pfarrgemeinden spezifische Profile ausbildeten, sei seiner Meinung nach sehr zu empfehlen. „In der Region unter den verschiedenen Pfarrgemeinden nehmen wir dann den Reichtum von Identitäten wahr. Wir respektieren und ergänzen einander“, beschrieb Schlamm seine Vision für eine gelingende Kirchenentwicklung. „So sind wir evangelische Kirche lokal vor Ort – und in der Region. Jede Pfarrgemeinde ist ein Knotenpunkt im kirchlichen Netzwerk der Region.“
Sein Rat für die evangelischen Akteure, ehrenamtlich wie hauptamtlich, in Wien: „Machen Sie nicht alles, sondern machen Sie das, was zu Ihnen passt.“
Impressionen von der Superintendentialversammlung im November 2022
