VEPPÖ: „Regionalentwicklung pastoral und nicht nur strategisch denken“

 
von Evangelischer Pressedienst

Obfrau Haidvogel bei der Hauptversammlung der Pfarrer:innen: Rahmen für unsere Arbeit wird sich ändern müssen

Hirschwang an der Rax (epdÖ) – Im Rahmen der Hauptversammlung des Vereins Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Österreich (VEPPÖ) am 25. August in Hirschwang an der Rax ging es um aktuelle, herausfordernde innerkirchliche Themen. Die Obfrau der Standesvertretung evangelischer Pfarrer:innen, Iris Haidvogel, und die 1. Obfraustellvertreterin Birgit Meindl-Dröthandl widmeten sich in ihrem Jahresbericht regionaler Entwicklung, dem Thema Rechtsschutz und Fragen, die mit Teilzeit-Anstellungen verbunden sind.

Je kleiner die Zahl der aktiven geistlichen Amtsträgerinnen und Amtsträger werde, „umso mehr bräuchte und braucht es uns. Uns hauptamtliche, geistliche Amtsträgerinnen und Amtsträger und erst recht euch Vikarinnen und Vikare und euch Pfarramtskandidatinnen und -kandidaten“, sagte Haidvogel. Doch Arbeit sei eine begrenzte Ressource, erinnerte die Golser Pfarrerin. Damit diese Begrenzung auch gelinge, brauche es einen definierten Rahmen.

Die Arbeits- und Lebenswirklichkeit von Pfarrerinnen und Pfarrern habe sich in den letzten Jahren entscheidend geändert und ändere sich in den kommenden Jahren wiederum massiv. Damit werde sich auch, so Haidvogel, „der Rahmen für unsere Arbeit ändern müssen“.

Entlastung bei Verwaltungsaufgaben

Obfraustellvertreterin Birgit Meindl-Dröthandl unterstrich den „tiefgreifenden Veränderungsprozess“ in der Evangelischen Kirche in Österreich. Die Idee, Ressourcen zu bündeln und Zusammenarbeit in den Regionen zu fördern, sei nachvollziehbar und notwendig. „Aber für viele von uns bedeutet das zunächst einmal mehr Belastung statt Entlastung“, kritisierte Meindl-Dröthandl und erklärte: „Wenn die Regionalentwicklung eine Zukunft für unsere Kirche sichern soll, dann muss sie pastoral gedacht sein – nicht nur strategisch.“ Deshalb fordere der VEPPÖ von der Kirchenleitung eine verlässliche und faire Personalpolitik, verbindliche Entlastung bei Verwaltungsaufgaben sowie Zeit für Seelsorge „auch für uns“. Pfarrerinnen und Pfarrer seien nicht gegen Veränderung, im Gegenteil, betonte Meindl-Dröthandl. „Aber wir sagen: Veränderung braucht Beteiligung. Und sie braucht das Bewusstsein, dass Strukturen nicht Leben schaffen – sondern nur dann tragen, wenn der Geist in ihnen wirkt.“

Beim Thema Rechtsschutz wies Meindl-Dröthandl auf die hohe rechtliche Verantwortung von Pfarrerinnen und Pfarrer hin. Hier fordert der VEPPÖ von der Kirche als Arbeitgeberin u.a. einen „fairen, solidarischen Rechtsschutzfonds“ sowie psychosoziale Begleitung im Krisenfall.

Bei der VEPPÖ-Hauptversammlung wurde auch der umfassende Themenbereich Arbeitszeiten und Aufgabenbereiche behandelt, denn die Grenzen des „Berufs, der nicht nur ein Job sondern für viele eine Lebensform ist“ seien oft „verschwommen“. Wenn nahezu in jeder Superintendenz manche frühere Vollzeit-Stellen auf Teilzeit reduziert würden, „sinkt der Stellenumfang, aber nicht die Erwartungen“. Von der diözesanen Leitungsebene erwartet sich der VEPPÖ einen „orientierenden Rahmen“, was seitens der Gemeinden erwartet werden kann. Daher brauche es Planungsmodelle, „die uns helfen, unsere Arbeitszeit strukturiert und realistisch zu gestalten.“

Laut einem in Hirschwang beschlossenen Antrag will der VEPPÖ in Zusammenarbeit mit der Kirchenleitung ein Modell erarbeiten, „das es uns ermöglicht, unsere Arbeit sichtbar zu machen, zu beschreiben, zu planen, zu bemessen und zu begrenzen“. Ebenso angenommen wurde der Antrag, dass der VEPPÖ durch das Kollektivvertrags-Team eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit einer vollen Pfarrstelle verhandelt. „Mein ganz persönliches Verhandlungsziel ist dabei – erst recht, nachdem vor genau 50 Jahren in Österreich die 40-Stunden-Woche kollektivvertraglich eingeführt wurde – genau diese“, so Obfrau Haidvogel.

Der VEPPÖ vertritt die Anliegen evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer. Nach seiner Eigendefinition ist er ein Zusammenschluss aller Theologinnen und Theologen zur Pflege geschwisterlicher Gemeinschaft, Förderung der wissenschaftlichen und praktischen Berufsaus- und Fortbildung, Beratung kirchlicher Fragen und Mitarbeit am Bau der Evangelischen Kirchen A.B., H.B. sowie A.u.H.B. Er befasst sich auch mit Abschluss bzw. Änderung von Kollektivverträgen und ähnlichen Vereinbarungen mit der Evangelischen Kirche A.u.H.B. in Österreich.

Weitere Informationen auf: veppoe.at

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