Gedenken an Widerstandskämpfer Robert Bernardis in Wien

Trauner: „Der Menschlichkeit und seinem Gewissen treu bis in den Tod“
Wien (epdÖ) – Einen Gedenktag des österreichischen militärischen Widerstands beging das Bundesministerium für Landesverteidigung am 8. August in der Roßauer-Kaserne „Bernardis-Schmid“ in Wien-Alsergrund. Dabei wurde des Wirkens und der Hinrichtung von Robert Bernardis vor 81 Jahren, einen Tag nach dessen Geburtstag, gedacht.
Bernardis sowie auch der Feldwebel Anton Schmid „stehen stellvertretend für den österreichischen militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus“, betonte Militärsuperintendent Karl-Reinhart Trauner, der über die militärethische Bedeutung Bernardis’ und des Widerstandes sprach. 2020 war der Roßauer-Kaserne der Traditionsname „Bernardis-Schmid“ verliehen worden.
„Bernardis und die Juli-Attentäter haben zweifelsfrei aus Gewissensgründen gehandelt“, sagte Trauner. Der evangelische Widerstandskämpfer Robert Bernardis sei den Grundwerten menschlichen Zusammenlebens, der Menschlichkeit und seinem Gewissen treu bis in den Tod gewesen, unterstrich Trauner. „Bernardis hat – wie auch Feldwebel Anton Schmid – angesichts der Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus versucht, dem Gräuel ein Ende zu bereiten“, so der Militärsuperintendent.
Weitere Reden hielten Georg Hoffmann, Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM), der eine Zusammenfassung der historischen Situation gab, und der Chef des Generalstabs, General Rudolf Striedinger. Ein Vertreter der Nachkommen Bernardis’ richtete Dankesworte an die Anwesenden. Neben Spitzenvertretern des Ministeriums war
Bernardis’ Enkelin Ingeborg Heidlberger anwesend. Zudem erfolgte eine Kranzniederlegung.
Der evangelische Widerstandskämpfer Robert Bernardis wurde 1908 in Innsbruck geboren und dort evangelisch getauft. 1936 wurde Bernardis zur Generalstabsausbildung zugelassen, die er in der Wehrmacht beendete. Zu dieser Zeit galt er als Sympathisant der Nationalsozialisten. In der Ukraine wurde Bernardis 1941 Zeuge von Massenerschießungen, und in Charkiw erlebte er, wie hunderte, meist jüdische Einwohner in den Straßen öffentlich gehängt wurden. Bernardis schloss sich den Umsturzplänen zur „Operation Walküre“ an. Der von Stauffenberg geplante Umsturzversuch hätte dem NS-Regime und dem Zweiten Weltkrieg ein Ende bereiten sollen. Nach seiner Verhaftung wurde Bernardis und weiteren Mitverschwörern ein Schauprozess gemacht, der mit dem Todesurteil durch den berüchtigten Richter Roland Freisler endete.
1994 wurde eine Straße in Linz nach Bernardis benannt und zehn Jahre später in Enns ein Denkmal enthüllt. 2008 ehrte die Evangelische Kirche ihr ehemaliges Mitglied. Anlässlich seines 100. Geburtstages wurde im Evangelischen Presseverband (EPV) das Buch „Robert Bernardis“ veröffentlicht. Erst 2018 wurde Bernardis offiziell rehabilitiert.
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