Jahr der Schöpfung: Studientag bietet Praxisorientierung zum Klimaschutz

 
von Evangelischer Pressedienst

Impulse zum Handeln und Austausch zur Schöpfungsverantwortung

Wien (epdÖ) – Ein Studientag der Evangelischen Kirche A.u.H.B. hat am Freitag, 4. März, Impulse zum Handeln im Sinne der Schöpfungsverantwortung gegeben. Bei der Online-Veranstaltung tauschten sich rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Expertinnen und Experten unter anderem über das Management von Kohlenstoffemissionen, Energiegemeinschaften und thermische Sanierung aus. In seinen Begrüßungsworten betonte Bischof Michael Chalupka in Anlehnung an den Titel des Studientags „Vom Nachdenken zum Tun Kommen“, in Sachen Schöpfungsverantwortung sei noch zu wenig nachgedacht und gehandelt worden. Insbesondere gehe es aus kirchlicher Perspektive darum, sich deren theologische Grundlagen vor Augen zu führen. „Wir wissen, die Klimakrise macht betroffen, überfordert, bringt Menschen dazu den Kopf in den Sand zu stecken und wegzuschauen.“ Es gelte daher die Frage zu verfolgen, was Mut mache, diese Herausforderung anzunehmen. Entscheidend seien dabei unter anderem die Dankbarkeit für das Leben, die Kraft durch die Gemeinschaft der Gläubigen und das Wirken als lebendiger Teil der ganzen Gesellschaft.

Tintner-Olifiers: „Wir werden Kriege sehen – das darf keine Option sein“

Vor einer Verselbständigung der Klimaerwärmung bei Überschreiten des 1,5 Grad Zieles warnte Johannes Tintner-Olifiers, Umweltwissenschaftler und Botschafter für das Jahr der Schöpfung: „Die Temperatur wird dann steigen, ohne dass wir etwas dagegen unternehmen können. Aber unsere Zivilisation, wie wir sie kennen, wird das nicht aushalten. Wir werden Kriege sehen. Das darf für uns keine Option sein.“ Es gebe daher keine Alternative zur vollständigen Dekarbonisierung. Um das zu gewährleisten, brauche es in allen Bereichen unseres Lebens Klimabilanzen: „Für die EU, für einzelne Staaten, für jede Gemeinde, für jede Pfarrgemeinde, für jeden Betrieb.“ Die Klimakrise sei aber nicht rein technologisch zu bewältigen, sondern es brauche Schritte von jedem und jeder einzelnen, auch im Sinne der Gerechtigkeit: „Wenn wir aktiv handeln, können wir als Gesellschaft daran wachsen. Stecken wir aber den Kopf in den Sand, dann wird sich zwar auch vieles wandeln, es wird aber weder fair noch gerecht noch angenehm sein.“

Alexander-Bittner: Alle drei Minuten eine Photovoltaikanlage

Um Österreich klimaneutral umzubauen müsste bis 2030 alle drei Minuten eine neue Photovoltaikanlage installiert werden, betonte Barbara Alexander-Bittner von der österreichischen Energieagentur und der staatlichen Klimaschutzinitiative klimaaktiv. Bis 2040 müssten jährlich 200.000 Wohnungen in Österreich modernisiert und täglich 200 Öl- und Gaskessel getauscht werden. Für vieles davon gebe es Förderungen, auf die Alexander-Bittner in ihrem Vortrag verwies: So leiste etwa der Bund Förderungen über klimaaktiv mobil und den Klimafonds, die Bundesländer über Energieberatungen und die Wohnbausanierung, die Gemeinden unterstützten Heizungsumstellungen und Beratungen. Und Investoren, Energieversorger und Contractinganbieter förderten mittlerweile den Bau von Photovoltaikanlagen oder neuen Heizungen. Wichtig sei es vor allem, „den absehbaren und schon jetzt präsenten Preissteigerungen durch Effizienzsteigerungen entgegenwirken“. Dazu gelte es auch, den Fachkräftebedarf in der Energiebranche zu decken. „Und wir müssen alle Menschen mitnehmen und dürfen niemanden zurücklassen.“

Katt: „Es ist ein Übermaß an Energie da“

Matthias Katt von der Ökostrom-Community eFriends hob die Bedeutung von Sonnenenergie im Kampf gegen die Klimaerwärmung hervor. Jeder Quadratmeter Boden in Österreich bekomme rund 1.000 Kilowattstunden pro Jahr an Energie durch die Sonne ab. Ein durchschnittlicher Haushalt verbrauche ungefähr 5.000 Kilowattstunden pro Jahr: „Es ist ein Übermaß an Energie da, aber nicht an einem Punkt wie bei einem Kraftwerk. Deshalb benötigen wir Energiegemeinschaften“, so Katt. „Wenn wir diese flächig verteilte Energie nutzen wollen, müssen wir sie auch flächig einsammeln: Auf jedem Dach in ganz Österreich, in ganz Europa, und der ganzen Welt.“ Energiegemeinschaften vernetzten Produzent*innen von Solarenergie und deren Konsument*innen, unabhängig von Energiekonzernen. „Ich decke meinen Bedarf mit dem Strom von Menschen, die ich kenne, vielleicht sogar vom Dach der evangelischen Kirche in Korneuburg.“ Die evangelische Pfarrgemeinde ist eines der jüngsten Mitglieder im Netzwerk von eFriends.

Hochmeir: „Investitionen auch wirtschaftlich interessant“

Der Energieberater und Umweltbeauftragte der Evangelischen Kirche in Oberösterreich Rainer Hochmeir machte auf einige der häufigsten baulichen Fehler aufmerksam, die Pfarrgemeinden in thermischer Hinsicht begehen. „Viele von uns sind bemüht, das eigene Heim immer instand zu halten. In den Pfarrgemeinden bleibt ein System viel öfter einfach bestehen, wenn es einmal installiert ist.“ So gebe es noch oft Ölkesselanlagen. Auch seien Leitungsrohre häufig unisoliert, was zu hohen Wärmeverlusten führe. Schwachstellen gebe es zudem oft bei der Gebäudehülle, wenn etwa ein Vollwärmeschutz fehle. „Für eine Pfarrgemeinde bedeutet eine umfassende Sanierung sicher einen hohen Aufwand. Langfristig sind diese Maßnahmen neben der Einsparung von Emissionen aber auch wirtschaftlich interessant.“

Den Studientag auf der Plattform wonder.me moderierte Michael Bubik, Rektor der Diakonie Eine Welt.

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