7 Wochen mit

 
von Evangelischer Pressedienst

Maria Katharina Moser will über Alter und Pflege nachdenken

„7 Wochen Ohne“ – so heißt die alljährliche Aktion der Evangelischen Kirchen in der Passions- bzw. Fastenzeit, die vergangene Woche mit dem Aschermittwoch begonnen hat. Der Verzicht steht im Zentrum des Fastens. In der römisch-katholischen Kirche sind es traditionell Speisen, insbesondere Fleisch, auf die verzichtet wird. Die evangelischen Kirchen kennen keine allgemeinen Fastengebote. Sie laden dazu ein, selbst zu entscheiden, worauf man verzichten möchte: Speisen, Alkohol, Auto, Pessimismus, Ausreden…

Die Reformation hat bekanntlich den Gedanken zurückgewiesen, man könne sich durch Fasten einen Platz im Himmel erwerben. Das Fasten haben die Reformatoren dennoch nicht abgelehnt. Schließlich berichtet die Bibel, dass Jesus 40 Tage in der Wüste gefastet hat. Im Alten Testament ist das Fasten Ausdruck von Buße und Umkehr, von Trauer und Klage, aber auch Vorbereitung auf die Begegnung mit Gott.

Der Blick in die Bibel zeigt: Verzichten schafft Raum. Raum für die Besinnung auf Anderes, Neues, Wesentliches. Auf Dinge, die im Alltag zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. 7 Wochen Ohne schafft Raum. Zur Frage, worauf ich verzichten möchte, kommt die Frage, womit ich diesen Raum füllen möchte.

Ich möchte heuer „7 Wochen Ohne“ umbenennen in „7 Wochen Mit“ und die Tage der Passionszeit füllen mit Gedanken zu Alter und Pflege auf Social Media.

Alter und Pflege ist ein Thema, das zu wenig Raum bekommt (und das, obwohl des knapp 1,5 Millionen Menschen in Österreich betrifft, nämlich 500.000 Pflegegeldbezieher:innen und eine Million pflegende Angehörige). Bei der Pflegereform, die so dringend angegangen werden müsste, geht kaum etwas weiter. Und im Alltag schieben wir das Thema oft weg. Denn Alter und Pflege sind mit Verlust verbunden: Verlust von körperlichen und kognitiven Fähigkeiten, von Unabhängigkeit und Kontrolle über das eigene Leben. Der Gedanke daran beunruhigt. Wir sind nicht gerne auf andere und ihre Hilfe angewiesen.

Dabei sind wir alle sind verletzlich. Und wir alle sind angewiesen auf andere. In manchen Lebensphasen mehr, in anderen weniger. Das hat nichts mit fähig oder unfähig zu tun. Das gehört zum Menschsein. Für andere zu sorgen und von anderen umsorgt zu werden, gehört zum Menschsein. Sich in die Hände anderer zu begeben, ist eine Entwicklungsaufgabe – für uns alle und insbesondere im hohen Alter.

Die Fastenzeit schafft Raum, darüber nachzudenken.

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