Engere ökumenische Beziehungen für Kirchenvertreter alternativlos

 
von Evangelischer Pressedienst

Chalupka: „Schmerzhaft, dass gemeinsame Eucharistie nach wie vor nicht möglich ist“

Wien (epdÖ) – Zu weiteren Bemühungen um mehr Kircheneinheit gibt es keine Alternative, auch wenn der Weg mühsam ist. Das war der Tenor eines Symposions am Donnerstag, 28. Oktober, im Wiener Erzbischöflichen Palais. Zum Thema „Warum wir eine bekennende Ökumene brauchen“ diskutierten Kardinal Christoph Schönborn, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis und der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka.

Dass die Kirchen heute im säkularen Europa weitgehend „machtlos“ geworden seien, bezeichnete Kardinal Schönborn als Chance für die Ökumene. „Wir stehen einander nicht mehr als ‚politische Gegner‘ gegenüber. Wir können einander ganz normal begegnen“, so der Kardinal. Und er fügte hinzu: „Je mehr wir auf Christus schauen und uns zu ihm hin orientieren, desto mehr Zusammenhalt werden wir auch untereinander haben.“

Bischof Chalupka betonte die gemeinsame Aufgabe aller Christinnen und Christen, den Menschen heute das Evangelium zu verkünden. Umso schmerzhafter sei es freilich, dass es nach wie vor nicht möglich sei, gemeinsam Eucharistie zu feiern. Als einen Meilenstein in der Ökumene in Österreich erinnerte der evangelisch-lutherische Bischof an das Ökumenische Sozialwort der heimischen Kirchen aus dem Jahr 2003. Dieses sei aus der gelebten sozialen und pastoralen Praxis heraus entstanden, betonte Chalupka. Angesichts vieler offener Fragen plädierte er im Blick auf die Ökumene für mehr „fröhliche Gelassenheit“.

Metropolit Arsenios hob in seinen Ausführungen unter anderem die Bedeutung jeder noch so kleinen persönlichen Begegnung hervor. Auch er räumte ein, dass die Kirchen auf allen Ebenen noch mehr aufeinander hören und voneinander lernen sollten. Als besonderes ökumenisches Ereignis in Österreich erinnerte er an die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz. Eine wichtige Frucht dieser Versammlung war die „Charta Oecumenica“, die 2001 in Straßburg verabschiedet wurde. Die Kirchen Europas haben sich darin verpflichtet, das Friedensprojekt Europa gemeinsam voranzubringen. Das Dokument enthält Leitlinien für eine verstärkte Zusammenarbeit in kirchlicher, sozialer, ökologischer und menschenrechtlicher Hinsicht.

„Ökumene muss weitergehen“

Die deutsche Ökumene-Expertin Theresia Hainthaler erinnerte in ihrem Impulsvortrag an Kardinal Franz König (1905-2004), der noch auf dem Sterbebett den damaligen orthodoxen Metropoliten Michael (Staikos) und die frühere Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Oberin Christine Gleixner, eindringlich ermutigt hatte: „Die Ökumene muss weitergehen.“ Für einen fruchtbaren ökumenischen Dialog brauche es freilich als Grundvoraussetzung auch die Verwurzelung in der je eigenen Kirche, so Hainthaler. Als große Herausforderung bezeichnete die Ökumene-Expertin den Dialog mit den Pfingstkirchen. In ihrer Gesamtheit seien diese mit rund 500 Millionen Mitgliedern nach der Katholischen Kirche bereits die zweitgrößte christliche Konfession auf der Welt. Freilich seien die Pfingstkirchen von großer Pluralität geprägt, was den Dialog nicht einfach mache.

Gedenken an Erich Leitenberger

Das Symposion im Wiener Erzbischöflichen Palais sowie ein Gottesdienst im Wiener Stephansdom waren auch dem Gedenken an Erich Leitenberger gewidmet. Der römisch-katholische Publizist, langjährige Kathpress-Chefredakteur und Pressesprecher der Erzdiözese Wien war nach seiner Pensionierung noch viele Jahre ehrenamtlich als Pressesprecher des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich und der Stiftung „Pro Oriente“ tätig. Er ist am 18. Jänner 2021 völlig überraschend verstorben.

An Symposion und Gottesdienst nahmen u.a. auch der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, der anglikanische Bischofsvikar Patrick Curran, die methodistische Pastorin Esther Handschin, der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin, der griechisch-katholische Generalvikar Yuriy Kolasa und Prof. Rudolf Prokschi, Vorsitzender des Ökumenischen Rats der Kirchen und Vizepräsident von Pro Oriente, teil.

Veranstalter des Symposions waren die Stiftung Pro Oriente, der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), die Diözesankommission für ökumenische Fragen der Erzdiözese Wien, der Ökumene-Ausschuss Vikariat Wien-Stadt der Erzdiözese Wien und die Initiative Christlicher Orient.

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