VEPPÖ-Obmann Schumann: „Frauen erhalten Signal, nicht die gleichen Chancen zu haben“

 
von Evangelischer Pressedienst

Brauchen „mutige Männer“, die auf Kandidatur für Leitungsämter verzichten

Hirschwang/Rax (epdÖ) – Angesichts der Diskussion um zu wenige Frauen in kirchlichen Leitungsämtern hat der Obmann des Vereins Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Österreich (VEPPÖ), Stefan Schumann, zu einem Bewusstseinswandel aufgerufen. Was die Gendergerechtigkeit betreffe, ortet Schumann eine Krise, so der Obmann bei der jährlichen Hauptversammlung des VEPPÖ am Dienstag, 31. August, in Hirschwang an der Rax. Frauen bekämen das Signal, nicht die gleichen Chancen zu haben. Es gehe in der jetzigen Situation nicht mehr um Frauenförderung, so Schumann, sondern es sei eine Frage der Wahl: „Wir haben Frauen zu wählen. Mehr nicht. Punkt und Aus.“

Man könne nicht „wie die Philharmoniker Bewerber*innen hinter einem Vorhang spielen lassen, obwohl es genau das für uns bräuchte“. Daher gelte es zu fragen, welche Kompetenzen für ein Amt nötig seien, um dann eine entsprechende Kandidatin dafür zu suchen. „Und wenn die bittere Wahrheit ist, dass wir unserem Wahlvolk nicht zutrauen, eine solche Entscheidung in diesem Sinne zu treffen, dann braucht es eine Weile mutige Männer, die nicht mehr bereit sind, sich wählen zu lassen in einer Kirche, die nicht bereit scheint, Frauen die gleichen Chancen einzuräumen.“

„Rolle des Pfarrers, der Pfarrerin vermehrt infrage gestellt“

Kritisch bemerkte Schumann laut Redemanuskript auch, dass „die Rolle des Pfarrers, der Pfarrerin, vermehrt infrage gestellt wird“. Wenn im Entwicklungsprozess „Aus dem Evangelium leben“ etwa von Dienstgemeinschaften gesprochen werde, bleibe das Verhältnis zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen ungeklärt: „Jetzt darf es nicht zu einer Tendenz kommen, wo in Frage steht, ob man den Pfarrer, die Pfarrerin noch braucht, oder ob nicht alle Aufgaben, die bisher im Kern diesem Stand zugerechnet wurden, in gleicher Weise von anderen Funktionen der Dienstgemeinschaft übernommen werden können.“

Mehr Unterstützung für Studierende

Mehr Unterstützung forderte Schumann für den Nachwuchs im Pfarrer*innenberuf ein. Hier wünscht sich der VEPPÖ-Obmann einen intensiveren Dialog von kirchlicher Seite und auch konkrete Unterstützungsangebote. Studierende fühlten sich oft allein gelassen, etwa weil das Curriculum Vollzeitstudentinnen und -studenten voraussetze, während diese immer öfter ihren Lebensunterhalt zum Teil oder zur Gänze selbst bestreiten müssten. Er plädierte daher für eine finanzielle Unterstützung für Studierende im Masterstudium, die beabsichtigten, in den kirchlichen Dienst zu treten: „Dies sichert nicht nur den sowieso eher spärlichen Nachwuchs, sondern sichert auch, dass die Studierenden die Zeit finden, nicht nur für Prüfungen zu lernen, sondern eben auch Theologie zu betreiben.“

Dank an langjährigen Stellvertreter Manfred Perko

Abschließend würdigte VEPPÖ-Obmann Schumann seinen langjährigen Stellvertreter Manfred Perko, der nun in den Ruhestand tritt: „Die Leistungen sind insgesamt nicht darstellbar, aber es lässt sich vielleicht so zusammenfassen, dass du, Manfred, in deinem unbedingten Eintreten für die Kolleginnen und Kollegen immer das Ganze und das Wohl unserer Kirche im Blick behalten hast.“ Perko war seit 1996 Mitglied des VEPPÖ-Vorstands gewesen, seit 2001 als stellvertretender Obmann. Ihm folgt die Golser Pfarrerin Iris Haidvogel nach.

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