Neuer burgenländischer Superintendent Jonischkeit: Regierungslinie zu Afghanistan „absolut unverständlich“
Amtsantritt am 1. September
Eisenstadt (epdÖ) – Seit Mittwoch, 1. September, ist Robert Jonischkeit als neuer Superintendent der Evangelischen Kirche A.B im Burgenland im Amt. In einem ersten Interview für die Austria Presse Agentur (APA) machte der bisherige Pfarrer von Kufstein klar, dass er sich in der öffentlichen Debatte eine deutlichere Trennung der Themen Migration, Asyl und Subsidiärer Schutz wünsche. „Absolut unverständlich“ sei die Vorgangsweise der Regierung in Bezug auf Afghanistan: „Angesichts der Situation in Afghanistan zu sagen, wir nehmen niemanden mehr auf, das widerspricht meines Erachtens nicht nur der Genfer Flüchtlingskonvention, sondern grundsätzlich dem, was ich unter der europäischen Kultur verstehe.“ Die Umsetzung einer derartigen Aussage sei aufgrund bestehender internationaler Verträge auch gar nicht möglich, ortet der Superintendent lediglich den „Versuch einer Botschaft an die Öffentlichkeit“: „Wobei ich mir natürlich ein anderes Signal der Regierung wünschen würde.“
Aufgabe der Regierung ist es auch, bis Jahresende das aufgehobene Verbot der Sterbehilfe neu zu regeln. Dies sei ein „unglaublich komplexes Thema“, stellt Jonischkeit fest. Inhaltlich schließe er sich Aussagen über den Wert und den Schutz des Lebens an. Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit in der Krisenintervention kann er den persönlichen Wunsch, nicht weiterleben oder nicht auf eine bestimmte Art sterben zu wollen, aber nachvollziehen. „Was ich mir nicht wünsche ist, dass durch gesetzliche Bestimmungen dann wieder ein indirektes Totalverbot entsteht. Es wird sehr genaue und individuelle Rahmenbedingungen brauchen, wie eine solche Begleitung geregelt werden kann.“
„Klimaschutz führt uns nicht in die Steinzeit zurück“
Eine zentrale Aufgabe sei auch der Klimaschutz: „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass eine lebbare Zukunft auf diesem Planeten auch für die nächste Generation möglich ist. Das führt uns nicht in die Steinzeit. Der vom Menschen gemachte Klimawandel ist wirklich ein Thema, mit dem wir uns nicht nur in langen Theorien, sondern in der Praxis beschäftigen müssen“, meint der Vater von drei Kindern. Biblisch gesehen werde manchmal darauf hingewiesen, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist, alles könne und dürfe. „Aber gleichzeitig ist uns der Schutz und die Bewahrung des Planeten aufgetragen. Das ist der zweite Teil und der ist jetzt extrem wichtig“, so Jonischkeit.
Eine generelle Impfpflicht lehnt Jonischkeit ab, so es sich vermeiden lasse: „Mit Überzeugung ist viel zu machen.“ Er poche viel eher darauf, Menschen die Angst vor der Impfung zu nehmen. Vorstellbar sei für ihn persönlich hingegen eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen. Nach den langen Lockdowns gelte es jetzt, die Menschen wieder in Gottesdienste zu bringen. Dabei wolle er neben der Kerngemeinde mit einem guten Bezug zur Kirche auch „Kirchenferne“ ansprechen, zu denen oft Jugendliche gehören.
Robert Jonischkeit wurde 1973 in Innsbruck geboren. Nach dem Studium der Theologie absolvierte er ein Diakoniepraktikum in Kolumbien. Er war Pfarrer in Wels, Fresach und Saalfelden und zuletzt seit sieben Jahren als Pfarrer in Kufstein tätig. 2010 schloss Jonischkeit sein Doktoratsstudium an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Innsbruck mit einer Arbeit zur Friedensethik ab. Im März 2019 wählte ihn die burgenländische Superintendentialversammlung zum Nachfolger von Manfred Koch als Superintendent. Jonischkeit ist verheiratet und hat zwei Söhne und eine Tochter.