Wunderbar geschaffen
Der eigene Geburtstag erinnert daran, ein Geschöpf Gottes zu sein, meint Michael Chalupka.
Die Menschheit zerfällt meiner Erfahrung nach in zwei Gruppen: die, die ihre Geburtstage ausgelassen feiern, als ob es keinen schöneren Tag auf der Welt gäbe; und die, die ihn am Liebsten leise begehen, als ob dadurch das Alter ein wenig aufgeschoben werden könnte. Ich gehöre zur zweiteren Gruppe, erinnert einen der Geburtstag doch an das Fortschreiten des Alters und damit an die Vergänglichkeit. Das ist nicht wirklich angenehm. Wilde Geburtstagsfeiern haben somit auch immer den Charakter von Protestveranstaltungen gegen die Endlichkeit.
Dabei sollte ich schon von Berufs wegen fröhlicher an diese Sache herangehen. Denn mein Geburtstag erinnert mich auch daran, ein Geschöpf Gottes zu sein. Die Freude über die Schöpfung ist immer auch ein Lob des Schöpfers. So heißt es im Psalm 139: „Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleib. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und das erkennt meine Seele wohl.“
Auch wenn der Blick in den Spiegel es nicht gleich offenbart, die Seele kann es erkennen: Wir sind wunderbar gemacht und dürfen dafür dankbar sein. Wunderbar sind wir gemacht mit all unseren Schwächen, mit dem einen oder anderen Kilo zu viel und den Spuren, die das Leben in unsere Gesichter schreibt. Deshalb werde ich heuer meinen Geburtstag wild, mutig und entschlossen feiern, auch wenn ich dann wieder ein Jahr älter bin.