Auf die innere Berufung folgt die äußere
Mädchentraum wird wahr: Ordination von Alexandra Battenberg
Wovon vor 20 Jahren die damals 13-jährige Alexandra Battenberg träumte ist am Sonntag, 31. Mai, wahr geworden: Sie ist jetzt Pfarrerin der Evangelisch-lutherischen Kirche. Mit einem Sektempfang zuvor und einem „Fest-Buffet“ danach feierte die Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Schwechat bei herrlichem Sonnenschein ein Fest zu Ehren Ihrer (nun ehemaligen) Pfarramtskandidatin, die durch Bischof Michael Bünker vor rund 200 Gästen ordiniert wurde.
In der vollbesetzten Heilig-Geist-Kirche verriet Andrea Kolb, jüngere Schwester Schwester und beste Freundin sieben Details über Alexandra Battenberg. Unter anderen, dass sie einmal ein Wettessen gegen einen starken Mann gewonnen hat und dass sie mit 13 Jahren davon träumte, Pfarrerin zu werden. Doch die gebürtige Tirolerin entschied sich nach der Matura für ein Studium der Psychologie und Wirtschaft. „Ihre Leidenschaft für Jesus lebte sie ehrenamtlich in der Kirche aus“, so Kolb. Zum Beispiel in der Jugendarbeit, als Lektorin und Organistin. Doch nach dem erfolgreichen Berufseinstieg wurde ihrer kleinen Schwester klar, dass sie eigentlich nur eines wollte, nämlich Menschen für Jesus begeistern. Dass Alexandra Battenberg sich noch einmal aufmachte und sich diesen Traum erfüllte, „da bin ich sehr stolz auf dich!“, schloss Kolb sichtlich gerührt.
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So folgt jetzt auf die innere Berufung der äußere Akt der Kirche, die äußere Berufung“, sagte Bischof Bünker. Die Berufung von einzelnen diesen dazu, das Priestertum aller zu ermöglichen. Am Beispiel der Losung jenes Sonntages, „Der Herr ist meine Kraft“ (Hab. 3, 19) sprach Bischof Bünker: „Stellen Sie sich dieses Bild dazu vor: Eine Hirsch läuft einen Berghang hinauf.“ Dass Alexandra Battenberg voller Kraft und Energie sei, wie dieser Hirsche in diesem Bild vor dem inneren Auge, dass wüssten all. „So kennen wir dich“, sagte Bünker. „Dass das geistliche Amt dich auf Höhen führen wird, das wünsche ich dir.“ Gemeinsam mit den Assistenten Pfarrerin Gabriele Lang-Czedik und Lektor Dieter Fritz, dem Vater von Alexandra Battenberg, ordinierte der Bischof sie zur Pfarrerin.
Gesegnet wurde Battenberg anschließend von Dechant Gerald Gump (katholischer Pfarrer von Schwechat), Mary Prokop (Leitungsteam der Christlichen Internationalen Gemeinde), ihrem Lehrpfarrer Pfarrer Sepp Lagger, Pfarrer Thomas Dopplinger (Administrator von Schwechat), ihrem Schwiegervater Pfarrer Günter Battenberg, ihrem Ehemann Pfarrer Benjamin Battenberg, ihrer Mutter Renate Fritz, ihrer Studienfreundin Diemut Stangl und ihrem Taufpaten Lektor Dr. Karlheinz Kolb.
Musikalisch untermalte den Gottesdienst die Jugendband und der Singkreis der Pfarrgemeinde, eine Trommelgruppe aus Himberg und Sabina Kleinowitz an der Orgel. Alexandra Battenberg sprach in ihrer ersten Predigt als Pfarrerin zur Begegnung zwischen Nikodemus und Jesus ( Joh. 3, 1-15). „Ein Vers hat mich besonderes angesprochen: ‚Du bist ein anerkannter Lehrer Israels und weißt das nicht?‘ (Vers 10)“, begann Battenberg, nachdem der Predigttext in einem kurzen Anspiel der Festgemeinde präsentiert wurde. Durch die Begegnung mit Jesus habe Nikodemus erkannt, dass sein System aus theologischem Wissen nicht genügte, ja plötzlich nicht mehr funktionierte, so Battenberg.
„Nikodemus muss das Gefühl gehabt haben, als könne er nicht mehr bis drei zählen.“ Wie sich dies anfühlt, probierte Battenberg mit der Gemeinde aus. Immer zu zweit und im Wechsel sollten die Gottesdienstbesucher von eins bis drei, danach musste statt „zwei“ zu zählen, geklatscht werden. Auf Anhieb gar nicht so einfach. „Es geht im Glauben also nicht um ein theologisches System, sondern – wie auch Nikodemus erkannte – um die Beziehung zu einer konkreten Person, zu Jesus“, sprach Battenberg. Ihn gelte es, kennenzulernen – zum Beispiel in Gottesdiensten, in der Gemeinschaft der Gemeinde.
„Das gute Miteinander hängt auch nicht an der Struktur oder am System – sondern an konkreten Menschen“, sagte Dechant Gerald Gump in seinem Grußwort und dankte Alexandra und Benjamin Battenberg, ihrem Ehemann und Kollegen. Pfarrer Gump wünschte, dass der „bewegende, so manches kräftig durcheinander bringende Geist“ weiter in der Pfarrgemeinde Schwechat weht.
„Ich erlebe eine sehr lebendige, sehr fröhliche und engagiert Pfarrgemeinde hier“, zeigte sich die Schwechater Vize-Bürgermeisterin Brigitte Krenn beeindruckt. Sie dankte der Pfarrgemeinde Schwechat, denn es sei „keine Selbstverständlichkeit, Gemeinde zu sein, offen zu sein und sich in verschiedenen Kreisen einzubringen.“
Text: Martina Schomaker
Fotos: Peter Eichstädt