Zehn Jahre Ghanaische Gemeinde: Fest mit Umzug und Gottesdienst
Superintendent Hansjörg Lein: "Afrika ist in Wien, und das ist gut so"
(epdÖ) - "Die Ghanaische Gemeinde leistet seit zehn Jahren einen wertvollen Beitrag zum evangelischen Leben in Wien und zeigt, dass Unterschiede keine Gegensätze, sondern einen großen Reichtum bedeuten." Das betonte Bischof Michael Bünker im Rahmen der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen der Ghanaischen Gemeinde am Sonntag, 14. Juni, in der Glaubenskirche in Wien-Simmering. An dem Fest mit einem Marsch vom Enkplatz zur Glaubenskirche und einem Gottesdienst nahmen neben der Gemeinde auch Vertreter aus Politik und Kirche teil. So waren Bischof Michael Bünker, Superintendent Hansjörg Lein und Superintendentialkuratorin Inge Troch, die Oberkirchenräte Karl Schiefermair und Johannes Wittich sowie die Bezirksvorsteherin von Simmering Eva-Maria Hatzl anwesend. Aus Ghana extra zu dem Fest angereist war Samuel Odjelua. Er war zwischen 1994 und 1999 als erster Pfarrer der Ghanaischen Kirche in Österreich tätig.
"Die Ghanaische Gemeinde zeigt, dass egal, aus welcher Himmelsrichtung wir kommen, alle als Christen zusammenkommen und miteinander feiern können", unterstrich Bünker in seiner Predigt. Des Weiteren prangerte er die "unmenschliche" Flüchtlingspolitik in Österreich und der EU an. "Anstelle sich auf die Gemeinsamkeiten zu besinnen, werden die Zäune immer höher, die Ausgaben für den Grenzschutz immer größer und Asylverfahren immer komplizierter", sagte der Bischof. Es gebe zurzeit keine legalen Wege aus Afrika nach Europa und trotzdem nähmen die Menschen die oftmals tödlichen Reisen über das Mittelmeer auf sich. "Wir müssen versuchen, alle an einen Tisch zu bekommen, und damit aufhören, uns hinter Mauern zu verstecken", so Bünker.
"Wir freuen uns, dass es die Gemeinde gibt, Afrika ist in Wien, und das ist gut so", erklärte der Wiener Superintendent Hansjörg Lein. Die Gemeinde bringe durch ihre Ausgelassenheit und Lebenslust viel Bewegung in die Kirche: "Wir können viel von euch lernen", meinte Lein. Für Oberkirchenrat Johannes Wittich ist die Ghanaische Gemeinde ein perfektes Beispiel, wie alle "Spielarten" des evangelischen Glaubens unter einem Dach Platz finden. Die Gemeinde fasst Lutheraner, Reformierte, Methodisten, Presbyterianer zusammen. "Ihr bezeichnet euch alle als Christen ohne auf konfessionelle Unterschiede zu achten, das kann auch für uns als Vorbild dienen."
Die Ghanaische Gemeinde, die in den letzten zehn Jahren stetig gewachsen ist, gehört mittlerweile zu den festen Bestandteilen evangelischen Lebens in Wien. Reverend Seth Adzokatse bedankte sich für die große Unterstützung, die seiner Gemeinde von Seiten der Kirche zukommt. "Wir freuen uns, hier sein zu dürfen, und wollen noch viele Jahre bleiben", sagte Adzokatse. Auch die Kuratorin der Ghanaian Protestant Congregation, Agnes Aziahomey, hob die Bedeutung der Gemeinde für ihre Mitglieder hervor: "Es ist wichtig, auch weit entfernt von der Heimat einen Ort zu haben, an dem man zusammenkommen und gemeinsam Gottesdienst feiern kann, so verliert man nicht den Bezug zu den Traditionen der Heimat".
In der Ghanaisch-Evangelischen Personalgemeinde finden sich Menschen afrikanischer Herkunft zusammen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Ein wesentliches Motiv bei der Gründung war die Vermittlung anderer Traditionen und Spiritualität in Form von Gottesdiensten und kulturellem Austausch, mit dem Ziel, einen Raum für Offenheit, Respekt und Anerkennung zu schaffen.
Ein Porträt der Ghanaisch-Evangelischen Gemeinde zeigte auch das TV-Religionsmagazin "Orientierung" am Sonntag. Zu sehen ist der ORF-Beitrag mit einem Klick hier bis sieben Tage nach Ausstrahlung.
Text: epdÖ
Fotos: epdÖ/Till Schönwälder