Diakoniepreis 2024 verliehen
„Leibnitzer Kreislaufgarten“ und Mödlinger Aktionsgruppe ME/CFS ausgezeichnet
Wien (epdÖ) – Mit dem Diakoniepreis würdigt die Evangelische Kirche in Österreich herausragende diakonische Projekte und Initiativen. Heuer geht der Preis an ein Projekt des Evangelischen Gemeindeverbands Leibnitz-Radkersburg und an eine Initiative der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Mödling.
Mit dem Diakoniepreis in der Höhe von 7.000 Euro wurde das Projekt „Der Leibnitzer Kreislaufgarten – Menschliches Zusammenleben als Sonderfall der Ökologie“ ausgezeichnet. Dieses Projekt zeige, wie Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser erklärte, den diakonischen Aspekt eines „Lebens in Fülle“. Öffentlich zugängliche Wiesenstücke wurden hier „geöffnet für die Entfaltung von Gottes Schöpfung“, sagte Moser, die den Preis am Donnerstagabend, 5. Dezember, im Rahmen eines Empfangs der Synode im Grazer Landhaus an Pfarrerin Marianne Pratl-Zebinger und Kuratorin Bettina Bulla überreichte. Begonnen habe der Kreislaufgarten als inklusives Projekt. Aus dem Martin-Luther-Park wurde der naturnahe „Kreislaufgarten“, Lebensraum für Fauna und Flora und „zum Wohle aller, die dort wohnen“, wie die Initiatoren betonen. Verschiedene Gruppen finden hier Raum, die Lebenshilfe Leibnitz ebenso wie der Elternverein, Schüler:innen oder Studierende. Der Park, in dessen Mitte die evangelische Kirche steht, soll im Sinne ökologischer Nachhaltigkeit weiter lebendiges, ökologisches wie auch gesellschaftliches Austauschzentrum für alle werden – von den Kleinstlebewesen bis zu den verschiedenen Menschen.
Der Diakoniepreis in der Höhe von 3.000 Euro ging an die „Aktionsgruppe ME/CFS“ der Gemeindediakonie der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Mödling unter Leitung von Heidrun Jannach. ME/CFS (Multisystemerkrankung Myalgische Enzephalomyelitis) ist eine Krankheit, die je nach Schweregrad zu weitreichender Behinderung, Bettlägerigkeit und Pflegebedürftigkeit führt, für die es aber in Österreich bisher weder medizinische Versorgung noch adäquate soziale Absicherung gibt. An der Krankheit – zugleich der schwersten Form von Long COVID – erkranken insbesondere junge Menschen. Sie trifft mit zwei Dritteln vor allem Frauen. Auch mehrere Gemeindeglieder der Mödlinger evangelischen Pfarrgemeinde erkrankten an ME/CFS. Die Aktionsgruppe ME/CFS setzt sich für Aufklärung zur Krankheit und fehlenden Versorgungssituation, für den dringend nötigen Aufbau medizinischer Versorgung und sozialer Absicherung sowie Fundraising zugunsten der Österreichischen Gesellschaft für ME/CFS und der Stiftung WE&ME ein. Dabei arbeitet sie eng mit Vertreter:innen der Lokalpolitik und der katholischen Schwestergemeinden zusammen.
Dieses Projekt „nimmt Menschen, die im wahrsten Sinn des Wortes im Dunkeln sind, in den Blick“, sagte Maria Katharina Moser. Die wichtige Bewusstseinsarbeit der Aktionsgruppe in Mödling bringe die schwierige Lebenssituation an das Licht der Öffentlichkeit und weise auch die Gesundheitspolitik auf die schwere Krankheit hin, über die oft auch Ärzte nicht ausreichend informiert seien. Die Frage „Wer ist mein Nächster?“ sei der Ausgangspunkt für ihr Engagement gewesen, erzählte Heidrun Jannach, die den Preis gemeinsam mit Pfarrerin Anne Tikkanen-Lippl entgegennahm. „Wir wollen sichtbar machen, wo andere schon so lange wegblicken“, sagte Jannach. Und an ME/CFS-Betroffene richtete sie die Worte „Wenn du schweigen musst, müssen wir reden. Wenn du leiden musst, müssen wir Stärke zeigen.“
Der Diakoniepreis 2024 wird in der Höhe von insgesamt 10.000 Euro vergeben und von der ERSTE Stiftung zur Verfügung gestellt. Mit der Vergabe des Preises knüpft die Evangelische Kirche an die Feststellung der Generalsynode von 1997 an, welche die Kirche als „wesentlich diakonisch“ definiert.