Von Maulbeerfeigen und dem geistlichen Amt
„Nicht das erhabene, hervorgehobene Amt, sondern das im und mit dem Menschsein verbundene Amt ist ein wahrhaft geistliches Amt.“ Mit dieser markanten Botschaft leitete Superintendent Matthias Geist im Festgottesdienst am Sonntag, 3. November 2024, die Erinnerung an besondere und erfahrungsreiche Jahre im geistlichen Dienst ein.
Denn drei geistliche Amtsträger:innen mit insgesamt 100 Jahren Berufserfahrung in unserer Superintendenz A.B. Wien feierten gemeinsam ein rundes Jubiläum: Pfarrerin i.R. Monika Salzer (Ordination vor 35 Jahren), Pfarrerin Marianne Fliegenschnee (vor 20 Jahren) und Superintendent i.R. Hermann Miklas (vor 45 Jahren) waren von SI Matthias Geist in die Wiener Pauluskirche in Wien-Landstraße zum frühabendlichen Gemeindegottesdienst eingeladen.
Im Rahmen der gemeinsamen Feier wurden die drei Pfarrpersonen für ihr langjähriges Wirken in der Superintendenz A.B. Wien und in der Gesamtkirche bedankt und gewürdigt. Alle drei wirkten in all ihren Lebens- und Berufsstationen insbesondere auf dem kirchlichen Kernbereich der Seelsorge maßgeblich an einer Qualitätssicherung und Fortbildung mit. Aber auch in Fragen der Organisationsentwicklung, der Liturgie oder der Öffentlichkeitsarbeit setzten sie ebenso ihre Begabungen ein wie in den zahlreichen theologischen und pädagogischen Impulsen, die von ihnen ausgingen. In Rückschau auf die jeweiligen Orte ihrer Tätigkeit erwiesen sich alle drei als „wahrhaftige und nahbare“ Pfarrer:innen mit besonderer „Offenheit“, „kritischer Reflexion“ und „Herzlichkeit“.
Matthias Geist bekannte als gegenwärtiger Superintendent, wie intensiv er selber als Gefängnisseelsorger und in seinem jetzigen Amt von den drei Kolleg:innen und ihrer positiven Ausstrahlung bis heute profitieren konnte. Die bedeutenden Momente all ihren Wirkens seien mit Sicherheit aber zahllosen Menschen in Erinnerung, wo diese Begleitung und Trost, Kraft, Zuwendung, kritische Rückfrage oder Innovation erfahren durften.
In seiner Predigt ging Geist auf die alttestamentliche Lesung aus Amos (Kapitel 7) und seine Erkenntnis ein, „er sei kein Prophet und auch kein Prophetenjünger, sondern ein Rinderhirt, der Maulbeerfeigen ritzt.“ Ein beauftragtes Amt unserer Kirche könne demgemäß im geistlichen wie im weltlichen Sinn nur dann Frucht bringen, wenn jemand geerdet sei und nicht allein auf den Amtstitel poche. Genau das sei den dreien besonders eindrücklich gelungen. Nach sehr persönlichen Worten zu allen drei Jubilar:innen folgten einzelne Segensworte und die Überreichung einer Dankesurkunde durch SI Geist für ihr Wirken im Großen und im Kleinen.