Ukrainekrieg: Friedensgebete in ganz Österreich
Lehner: “Das Schwierigste ist das Gefühl der Ohnmacht” – Jonischkeit: “Geht um Welt, die wir Kindern hinterlassen wollen” – Sauer: „Bitten wir, dass es nicht zu spät ist für Umkehr“
Wien/Linz/Eisenstadt/Bregenz (epdÖ) – Mit Friedensgebeten haben zahlreiche evangelische Gemeinden und Diözesen in Österreich auf den russischen Einmarsch in der Ukraine reagiert. Bereits am Donnerstag, 24. Februar, hatte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka in der Wiener lutherischen Stadtkirche gemeinsam mit Pfarrerin Julia Schnizlein und Pfarrer Wilfried Fussenegger ein Gebet für den Frieden gestaltet. “Im Gebet bringen wir unsere Gefühle der Ohnmacht angesichts des Schreckens eines Krieges mitten in Europa gemeinsam vor Gott. Im Gebet drücken wir aber auch unsere Verbundenheit mit den Menschen im Kriegsgebiet aus, die um ihr Leben bangen. Das Gebet ist eine Sprache, die überall gesprochen wird”, so Chalupka, der in einem Brief am selben Tag die Pfarrgemeinden dazu aufgerufen hatte, für den Frieden in der Ukraine zu beten.
Am Freitag, 25. Februar, fand auf Initiative der Spitzen der Kirchen und Religionsgemeinschaften in Österreich eine bundesweite überkonfessionellen Gedenkminute für den Frieden statt. In vielen Gemeinden läuteten die Kirchenglocke, auch die Pummerin am Wiener Stephansdom mahnte mit ihrem Geläut zum Frieden. Der ORF unterbrach für die Gedenkminute sein Sendeprogramm. In Linz begingen der oberösterreichische Superintendent Gerold Lehner und der römisch-katholische Diözesanbischof Manfred Scheuer die Gedenkminute gemeinsam im Mariendom. „Das Schwierigste ist das Gefühl der Ohnmacht – wir leben in einer Welt, in der es für manche möglich ist, sich über alles hinwegzusetzen”, betonte Lehner.
In Eisenstadt lud die Evangelische Jugend Burgenland am Sonntag, 27. Februar, zu einer Mahnwache für die ukrainischen Kriegsopfer. Beim Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege wurden Kerzen entzündet, auch Superintendent Robert Jonischkeit nahm an der Veranstaltung teil. “Ich danke der evangelischen Jugend für diese Aktion. Es geht um nicht mehr oder weniger als um die Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen wollen”, schrieb Jonischkeit auf Facebook.
In Bregenz luden die evangelische Pfarrgemeinde und die römisch-katholische Pfarre St. Gallus ebenfalls am Sonntag, 27. Februar, zu einem ökumenischen Friedensgebet. Ortspfarrer Ralf Stoffers erinnerte in einer kurzen Ansprache an die Gründung des weltweiten Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 in Amsterdam und an die dort beschlossene Kernaussage „Krieg darf um Gottes Willen nicht sein!“ Die Anwesenden lud er dazu ein, “genau dies in diesen Tagen auch persönlich sichtbar werden zu lassen”.
Bei einem ökumenischen Achermittwochsgebet am 2. März haben der evangelische Superintendent von Kärnten/Osttirol Manfred Sauer und der Kärntner römisch-katholische Diözesanbischof Josef Marketz für den Frieden in der Ukraine gebetet. In seiner Predigt im Klagenfurter Dom sagte Sauer: „Bitten wir, besonders in dieser Aschermittwochnacht, dass es nicht zu spät ist für eine Umkehr in Moskau und in der Ukraine. Dass Wladimir Putin diesen Wahnsinn stoppt, den Krieg beendet und an den Verhandlungstisch zurückkehrt.“
Weitere Friedensgebete evangelischer Gemeinden oder ökumenischer Kooperationen gab es etwa in der Grazer Stadtpfarrkirche, der evangelischen Wiener Christuskirche, der Lutherkirche in Wien-Währing und der Verklärungskirche in Wien-Leopoldstadt, der Villacher Kirche am Stadtpark, im Salzburger Dom, im Innsbrucker Dom oder im burgenländischen Großpetersdorf. In der Grazer Heilandskirche gibt es am Sonntag, 13. März, ein Benefizkonzert für die Ukraine. Am Mittwoch, 9. März, führt ein ökumenischer Schweigemarsch durch Klagenfurt. In der Wiener Auferstehungskirche ist ab sofort jeden Mittwoch (18 Uhr) ein Friedensgebet geplant.