Singen gegen die Verzweiflung

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über die zeitlosen Lieder Paul Gerhardts

Mein Lieblingslied hat 15 Strophen. Es handelt von der unverdrossenen Bienenschar und allerlei Wundern der Natur. Manchmal summe ich es vor mich hin, wenn die aktuelle Nachrichtenlage sich auf meine Stimmung schlägt. Der evangelische Liederdichter Paul Gerhardt schrieb es in einer Zeit, in der Europa einem Trümmerfeld glich. Städte lagen in Asche, ganze Landstriche waren verwüstet oder wie das Weinviertel fast menschenleer. Europa stand am Ende des Dreißigjährigen Krieges. Seuchen und die versprengten Reste der einstigen Heere forderten ihre Opfer.

In diese Zeit hinein publiziert Paul Gerhardt folgendes Gedicht: „Geh aus, mein Herz, / und suche Freud / In dieser lieben Sommerzeit / An deines Gottes Gaben; / Schau an der schönen Gärten Zier / Und siehe, wie sie mir und dir / Sich -ausgeschmücket haben.“

Paul Gerhardt ist kein Romantiker, er schrieb gegen die Resignation und Verzweiflung an. Wie sehr er den Lebensnerv seiner Zeit traf, zeigt die Verbreitung seiner Lieder. Von vielen bedeutenden Musikern bis hin zu Johann Sebastian Bach wurden sie vertont und bald in ganz Europa gesungen und zur Volksmusik im besten Sinne des Wortes. Heute finden sie sich in den Gesangbüchern aller Kirchen. Ihre Beliebtheit ist kein Wunder. Mittel gegen Resignation und Verzweiflung sind notwendiger denn je. Und die Lieder Paul Gerhardts verursachen auch garantiert keine Nebenwirkungen.

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