Liebe und Besonnenheit
Michael Chalupka begegnet der Angst mit Vertrauen
Die Appelle der Ärztinnen aus den Intensivstationen sind dramatisch. Mathematiker projizieren exponentiell steigende Kurven und wollen damit wachrütteln. Doch viele unter uns schlafen jetzt schon schlecht, weil sie nicht wissen, woran sie sich orientieren sollen. Eltern, weil sie nicht wissen, ob ihre Kinder nächste Woche noch zur Schule gehen werden. Ältere, weil sie sich Ihrer Risikofaktoren jeden Tag aufs Neue bewusst werden, wenn sie ihre Blutdruckmedikamente nehmen. Und viele sind schlaflos, weil sie um Ihren Job fürchten, oder sich gar nicht mehr vorstellen können, dass die Arbeitslosigkeit ein Ende findet.
Einst schrieb der Apostel Paulus, so steht es im Neuen Testament, an eine schlaflose Gemeinde, die Angst hatte vor der Verfolgung, aber vor allem vor den widersprechenden Stimmen, die einmal das eine sagten und dann das andere. Viele Verschwörungstheorien waren im Umlauf. Er schreibt, um ihnen Mut zu machen. „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Werde ich wach in der Nacht, dann sage ich mir den Satz vor. Er negiert die Furcht nicht, er tut nicht so, als ob die Angst keine Berechtigung hätte. Doch sie hilft nicht weiter. Was hilft, sind Liebe und Besonnenheit. In Zeiten der Pandemie heißt das für mich: Maske tragen, Abstand halten, auf seine Nächsten achten, und Vertrauen haben in die Kraft, die uns geschenkt ist.