Kaprun: Ökumenisches Gedenken für Opfer von Brandkatastrophe vor 20 Jahren
Superintendent Dantine: „Die 155 Namen sind in Gottes Hände gezeichnet“
Kaprun (epdÖ) – Bei einer ökumenischen Gedenkfeier haben Vertreter der Kirchen gemeinsam mit Opferangehörigen an die Seilbahnkatastrophe von Kaprun vor genau 20 Jahren erinnert, bei der 155 Menschen verstarben und nur zwölf überlebten. „Die 155 Namen sind in Gottes Hände gezeichnet. Sie alle sind in Gottes Hände gezeichnet und all Ihre Fragen, all Ihre Klage, all die schweren Erinnerungen können und dürfen Sie in Gottes Hände legen“, sagte der evangelische Superintendent der Diözese Salzburg und Tirol, Olivier Dantine, am Mittwoch, 11. November, in Richtung der Angehörigen, die in die Gedenkstätte für die Opfer unweit der Talstation gekommen waren. In der Seilbahn, die Wintersportler zum Skigebiet am Kitzsteinhorn befördern sollte, war am 11. November 2000 ein Brand ausgebrochen, der sich im Seilbahntunnel stark beschleunigte. Ein Gerichtsprozess gegen 16 Personen wegen vermeintlicher fahrlässiger Handlungen endete ohne Urteilsspruch.
„Ich selbst bin weit davon entfernt, das nachempfinden zu können, was dieser Tag heute, genau 20 Jahre danach, in Ihnen bewegt, und auch in all jenen, die heute nicht hier dabei sein können, welche Wunden wieder aufbrechen und welcher tief eingegrabene Schmerz wieder hervorkommt“, so Dantine. Die vergangenen 20 Jahre hätten alle Betroffenen in je eigener Art und Weise geprägt. „Ich höre von Versöhnungen, die geglückt sind, ich höre von Freundschaften, die gewachsen sind. Ich höre auch von Zorn, der nicht gestillt ist, ich höre davon, dass beim Prozess der Versöhnung viele, aber nicht alle mitgehen konnten.“ Versöhnung und Vergebung können nicht gefordert, sie könnten nur erbeten werden. Das Vertrauen auf Gott aber, der niemand vergesse oder verloren gebe, möge „Kraft geben für den langen Prozess der Trauer, aber auch für den mindestens ebenso langen Weg der Versöhnung“.
Generalvikar Rasser: „Ereignis gehört unauslöschlich zu unserer Geschichte“
„Wenn wir uns hier an der Stätte eines tragischen Geschehens, 20 Jahre nach dem schmerzlichen Ereignis zusammenfinden, dann nicht ohne Bange, nicht ohne Betroffenheit, nicht ohne gemischtes Gefühl. Der Ort hier ist nicht gleichgültig, das Erinnern nach 20 Jahren nicht neutral“, betonte Roland Rasser, Generalvikar der Erzdiözese Salzburg. Das Ereignis von damals hafte an allen: „Es gehört unauslöschlich zu unserer Geschichte.“ Kaprun sei ein Ort, „an dem wir immer noch und immer wieder nach oben schauen, nicht nur zu den Bergen, die nach wie vor ihre Anziehungskraft ausüben, sondern auch zu jenem Gott, der nicht auf jede Frage, die uns bewegt, eine verständliche Antwort bereithält“.
Neben Dantine und Rasser nahmen an der Feier unter anderem der Bürgermeister von Kaprun, Manfred Gaßner, sowie der evangelische Pfarrer Rolf Engelhardt und der römisch-katholische Pfarramtsleiter Norbert Ronacher teil. Musikalisch gestaltet wurde die Feier vom Ensemble Paris Lodron. Wegen der aktuellen Coronabestimmungen wurde der Gedenkgottesdienst im kleinen Rahmen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefeiert.