Stille Nacht?
Julia Schnizlein fragt sich, wie wir heuer Weihnachten feiern
Wenn am 24. Dezember die Lichter ausgehen, nur die Kerzen des Weihnachtsbaums die Dunkelheit der Kirche erleuchten und die versammelte Gemeinde gemeinsam „Stille Nacht“ anstimmt, weiß ich: Weihnachten ist da.
Diesen Moment wird es heuer so nicht geben. Gotteshäuser, die aus allen Nähten platzen, sind COVID-bedingt undenkbar. Gemeinsames Singen selbst mit M-N-Schutz kaum vorstellbar.
Wie sollen wir Weihnachten heuer feiern? Pfarrgemeinden ringen seit Wochen mit dieser Frage. Soll es statt der „großen“ viele kleine Kurzgottesdienste geben? Verteilt über den Tag, mit Anmeldepflicht? Aber was geschieht mit jenen, die sich nicht angemeldet haben? Heißt es für die dann: „Wir haben keinen Platz in der Herberge“?
Sollen Christvespern im Freien stattfinden? Als Stationen-Gottesdienste auf Marktplätzen, Friedhöfen oder in Pfarrgärten? Aber was, wenn es ausgerechnet am 24. Dezember in Strömen regnet oder wider Erwarten meterhoch schneit? Christmetten im Auto – nach dem Vorbild von Autokinos? Die burgenländische Pfarrerin Virag Magyar hat es im Frühjahr vorgemacht. Aber wie schafft man Weihnachtsnähe im Parkplatzfeeling? Mit Hausandachten, im wirklich intimen Kreis vielleicht?
Eine universal anwendbare Antwort auf die Frage, wie Weihnachten heuer stattfindet, gibt es nicht. Es wird anders werden! Nicht „normal“, „wie früher“ oder „wie immer“. Und das ist eine Herausforderung für ein Fest, das wie kein anderes von Tradition und Wiederholung lebt. Aber auch Maria und Josef hatten damals in jenem schäbigen Stall in Bethlehem keine Routinen, auf die sie hätten zurückgreifen können. Und vermutlich hat sich Maria die Geburt ihres ersten Kindes anders vorgestellt. Aber sie hat es so genommen, wie es kam. Das müssen wir heuer eben auch.
Fest steht: Weihnachten findet statt. Überall wo jemand spürt: Gott kommt mir nah. Überall wo jemand hört: Fürchte dich nicht. Überall, wo ein Stern in der Dunkelheit des Lebens aufgeht. Das kann sogar digital sein. Die lutherischen Kirchen in Wien gestalten zum Beispiel einen gemeinsamen Digitalen Adventkalender. Ab 1. Advent gibt es jeden Tag um 18 Uhr eine kurze YouTube-Andacht. Schauen Sie doch mal vorbei auf www.evang.at/Adventkalender!
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