Lernen mit leerem Bauch geht nicht

 
von Evangelischer Pressedienst

Maria Katharina Moser über die Wichtigkeit gesunder Ernährung als Voraussetzung für gute Konzentrationsfähigkeit

Ein voller Bauch studiert nicht gern. Diese Alltagsweisheit scheint plausibel. Viele kennen das Tief nach einem ausgiebigen Mittagessen. Der Körper ist mit der Verdauung beschäftigt, das nagt an der Konzentration. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die Wahrheit derer, die genug zu essen haben. Denn noch mehr an der Konzentration nagt ein leerer Bauch.

Wenn der neujährige Nico von der Schule nach Hause kommt, ist er zu müde, um Hausübung zu machen. Sein Magen knurrt. Seine letzte Mahlzeit war ein bescheidenes Frühstück. Mit leerem Bauch kann er sich nicht konzentrieren. Die Ernährungswissenschaft bestätigt das: Voraussetzung für gute Konzentration ist ein konstanter Blutzuckerspiegel. Den erreicht man durch regelmäßige Mahlzeiten. Und durch gesundes Essen, das die nötigen Mineralstoffe und Vitamine liefert.

Wenn jetzt die Schule wieder losgeht, werden Lehrer und Lehrerinnen einmal mehr feststellen, dass manche Kinder im Unterricht müde und apathisch sind. Oder auch fahrig und aggressiv. Dass ein leerer Magen schlechte Laune macht – vielleicht kennen Sie das auch, ich kenne ihn gut, den Hunger-Grant – hat erst kürzlich eine Studie belegt. „Hangry“ nennen die Forscherinnen diesen Zustand – eine Mischung aus „hungry“ (hungrig) und „angry“ (wütend). Wer hungrig ist, schüttet Stresshormone aus.

Damit Schüler und Schülerinnen weniger Stress und mehr Energie haben, führt die Diakonie in Wien das Projekt „Lernen mit leerem Bauch? Geht nicht!“ durch. 1000 Kinder an sieben Pflichtschulen bekommen eine gesunde Jause, die sie auch gemeinsam zubereiten. Ein Blick in den Schulalltag zeigt: Immer mehr Kinder kommen ohne Frühstück und ohne Jause in die Schule. 59.000 Volksschulkinder und 85.000 Kinder in der Unterstufe leben in einkommensarmen Haushalten.

Jetzt, mit der Teuerung wird es für sie noch schwerer. Beim Großeinkauf zum Monatsanfang kauft Sandra nicht mehr drei Toastbrote, sondern zwei und eine Gurke weniger. „Für eine gesunde Ernährung ist das nicht gut, aber es geht nicht anders“, sagt sie. „Ich schreibe genau auf, wofür ich Geld ausgebe, und habe einen strengen Plan, was ich wann zahle. Oft gehe ich in den Discounter, sobald er aufsperrt, sonst sind die günstigeren Nudeln, leistbares Gemüse und Obst schon weg.“

Ein Satz aus der Bibel kommt mir in den Sinn: „Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben“, sagt Jesus. Hungrige speisen gilt seit biblischen Zeiten als Werk der Barmherzigkeit. Dass es auch heute in Österreich notwendig ist und Menschen Lebensmittelspenden brauchen, erschreckt mich immer wieder aufs Neue.

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