„Haus Papageno“ bietet minderjährigen Flüchtlingen Schutz

30 junge Burschen leben in der neuen Einrichtung des Diakonie Flüchtlingsdienstes

 
von Martina Schomaker
Zwei Flüchtlingsbuben die in die Kamera schauen, im Hintergrund eine Küche.
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben im „Haus Papageno“ in Wien-Meidling Zuflucht gefunden. Im Bild zwei Bewohner in der Küche des Hauses.

Seit Februar wohnen 30 junge Burschen im Alter von 14 bis 18 Jahren im „Haus Papageno“ in der Wienerbergstraße in Wien-Meidling. Am Mittwoch, 20. April, wurde nun die neue Einrichtung des Diakonie Flüchtlingsdienstes feierlich eröffnet. Dass diese Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ihren Betrieb aufnehmen konnte, sei ein „starkes Zeichen der gelebten Willkommenskultur“, hieß es unisono bei der Eröffnung.

Das stetige Engagement von Österreicherinnen und Österreichern beweise, dass „die Willkommenskultur nicht gekippt ist“, meinte Diakonie-Direktor Michael Chalupka. Weiter gehe es darum, Beziehungen zu Menschen auf der Flucht aufzubauen, um ihnen „Zukunft zu geben“. Persönlich dankte Chalupka der anwesenden Wiener Stadträtin Sonja Wehsely dafür, dass sie sich in der SPÖ dafür einsetze, dass nicht „Provinzialismus, Kleingeist und Nationalismus in einer Bewegung weiter um sich greifen, zu der das nicht dazugehört“.

Das Engagement der Zivilgesellschaft sieht auch die Stadträtin ungebrochen. Willkommenskultur bedeute nicht, dass Menschen ohne jegliche Regel in ein Land kommen, sondern dass Menschen auf der Flucht vor Krieg und Terror „anständig behandelt“ werden, sagte Wehsely in ihrem Grußwort. In der veröffentlichten Debatte werde eine „gefährliche Spaltung“ der Gesellschaft konstruiert, nämlich zwischen den „angeblich Vernünftigen, die sich abschotten, und den Naiven, die wollen, dass alle kommen“. Der Staat und die Gesellschaft hätten die Verpflichtung zu einem „anständigen und rechtsstaatlichen Umgang“ mit Menschen auf der Flucht und dürften sich nicht „treiben lassen von jenen, die spalten wollen“. Deutlich kritisierte Wehsely, dass nach wie vor Asylverfahren viel zu lange dauerten und ein Drittel aller österreichischen Gemeinden keinen einzigen Flüchtling untergebracht hätte. Wien würde die Quote weit übererfüllen, dennoch sei man von einem „Notstand“ weit entfernt. So befänden sich derzeit unter den 8 Millionen Einwohnern Österreichs 21.500 Flüchtlinge in Wien in der Grundversorgung, unter den 275.000 Schülerinnen und Schülern in Pflichtschulen seien nur 2400 Flüchtlingskinder. Möglicherweise gebe es einen Missstand in Bundesstellen, ein Missstand dürfe jedoch nicht herangezogen werden, um absichtlich einen Notstand herbeizuführen, warnte die Stadträtin.

Der Name des Hauses Papageno signalisiert die Verbindung zur Volksoper. Dort haben KünstlerInnen und MitarbeiterInnen beschlossen, monatlich mit einem Teil ihrer Gage bzw. ihres Gehalts das Haus Papageno zu unterstützen. „Wir wollten statt einer einmaligen Sache langfristig helfen“, betonte Volksopern-Direktor Robert Meyer, dessen Mitarbeiter und Musiker auch bei der Einrichtung des Hauses tatkräftig mitgeholfen haben. Meyer: „Wir hoffen, dass diese jungen Menschen einmal wieder genauso heiter sein können wie Papageno auf der Bühne.“

Die feierliche Segensfeier gestaltete Pfarrerin Ingrid Vogel. Das Haus soll ein „deutliches Zeichen der Solidarität, der Hilfsbereitschaft und echter Willkommenskultur sein“, erklärte die Pfarrerin und überreichte nach der Feier einen Scheck über 2.500 Euro aus einer Solidaritätsaktion der Pfarrgemeinde Wien-Hetzendorf.

 

Text: epdÖ

Foto: Diakonie/Gasser

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