Das Geheimnis des Lebens berühren
Plattform Krisenintervention-Akutbetreuung: Tagung über Spiritualität, Trauma und Notfallseelsorge
Wie kann die spirituelle Dimension des Menschen eine Kraft zur Bewältigung traumatisierender Widerfahrnisse und Krisen werden? Diese Frage machte die Notfallseelsorge zum Thema der diesjährigen Tagung der Plattform Krisenintervention-Akutbetreuung vom 8. bis zum 9. Mai in Salzburg.
Eine hilfreiche Orientierung über das weite Feld von Spiritualität in der Gesellschaft gab Birgit Heller im Eröffnungsvortrag. Auch der postmoderne Mensch sei auf ernsthafter Suche nach Erkenntnis und Sinn, allerdings außerhalb institutioneller Vorgaben. Die Grenze des Todes sei der älteste und heute noch stärkste Impuls für das Bemühen um spirituelle Erfahrung und eine Brücke zur Transzendenz.
In Erfahrungsberichten und regen Diskussionen stellten sich die etwa 200 Teilnehmerinnen der Herausforderung, die jeweilige Spiritualität und Weltanschauung der Betreuten zu achten und ihnen wertoffen zu begegnen, zugleich aber Raum zu geben für die Heilkraft der spirituellen Dimension.
Die unbedingte Präsenz und bedingungslose Offenheit, in der die Begleitung von Menschen in extremer Not erfolgen sollte, hat im Schlussvortrag Ottmar Fuchs thematisiert: Sie sei möglich, weil Gott selbst in Jesus Christus das Dunkel der Welt und das Schweigen Gottes aushalte und bedingungslos und unwiderruflich unter uns bleibe und mit uns gehe.
"Die Stimmung auf der Tagung war großartig", berichtet Altbischof Herwig Sturm. "Die Teilnehmer sind offen aufeinander zugegangen; ich denke, dass sie von dem Geheimnis des Lebens viel spüren wollten."
Auf die Frage, warum die Tagung wichtig war, antwortet Sturm: "Es gibt eine verständliche Scheu vor den sogenannten letzten Fragen. Die Referate und vor allem die Beispiele aus der Praxis haben gezeigt, wie hilfreich es für die Bewältigung traumatisierender Erlebnisse sein kann, wenn man der spirituellen Dimension Raum gibt. Dabei ist unbedingt der / die Betreute das Subjekt jeder Intervention."
Zur Information:
Die Plattform Krisenintervention-Akutbetreuung wird von neun Organisationen gebildet: der Akutbetreuung Wien, dem Akutteam Niederösterreich, dem Arbeiter Samariterbund, der Katholischen und Evangelischen Notfallseelsorge, der KIT Land Steiermark, der KIT Vorarlberg, der Militärpsychologie, dem Österreichischen Roten Kreuz sowie vom Psychosozialen Notdienst - Pro mente Oberösterreich. Ausgerichtet hatte die diesjährige Tagung die evangelische und die römisch-katholische Notfallseelsorge.
Text: Bischof i.R. Herwig Sturm/red
Fotos: Matthias Theil