Beauftragung ehrenamtlicher Krankenhausseelsorgerinnen
Sechs Absolventinnen in der Christuskirche gesegnet
Kranke, alte und einsame Menschen warten oft sehnsüchtig aufs Besuchtwerden. Eine wichtige Aufgabe, die von Familienmitgliedern, Freundinnen oder auch Ehrenamtlichen gut wahrgenommen wird. Oft ist aber mehr notwendig, um Menschen in ihrer schwierigen Situation beizustehen. Seelsorge ist gefragt! Dies haben die Absolventinnen des Krankenhaus-Seelsorge-Kurses erkannt und sich im Rahmen einer speziellen Ausbildung mit theoretischen insbesondere theologischen Grundlagen vertraut gemacht und auch Praxis erworben.
Sechs Absolventinnen konnten am 26. März 2017 in der Christuskirche im Rahmen eines festlichen Gemeindegottesdienstes von Superintendent Mag. Hansjörg Lein, Superintendentialkuratorin Dr. Inge Troch, Senior Dr. Michael Wolf, Pfarrerin Maga. Claudia Schröder und Pfarrerin Maga. Ella-Maria Boba von der Finnischen Gemeinde in Wien für ihren Dienst als ehrenamtliche Seelsorgerinnen für Wiener Krankenhäusern und Geriatriezentren beauftragt und gesegnet werden. Eine von Ihnen wird diesen Dienst für die Finnische Gemeinde in Wien, also in der Muttersprache von finnischen kranken und pflegebedürftigen Personen tun.
Superintendent Lein griff in seiner Ansprache den Vers „Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist“ aus dem 1.Korintherbrief (12,4) auf: Die Gaben sind geschenkt, sollen dankbar empfangen und genutzt werden; wie es auch ein bekannter Kanon so schön betont „Alle guten Gaben, alles was wir haben, kommt o Gott von dir, Dank sei dir dafür!“ Jeder Mensch ist mit speziellen Talenten begabt. Diese Vielfalt dient dem Nutzen aller – „sempre per il bene commune“ wie es eine italienische Übersetzung besonders prägnant formuliert.
Superintendentialkuratorin Troch wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass die Urkunde durch das Zitieren der entsprechenden Kirchengesetze auf die Grundlage der Tätigkeiten diesem Seelsorgebereich verweist, den diakonischen Auftrag Jesu Christi. „Er findet sich z.B. im 25.Kapitel des Matthäus-Evangelium, wenn es dort heißt „Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht“ und Christus auf die Frage nach dem Wann und Wo antwortet „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“.
Krankenhaus-Seelsorge zeichnet sich auch durch eine intensive und gute Zusammenarbeit mit Seelsorgern und Seelsorgerinnen anderer Kirchen und Religionsgemeinschaften aus. Sichtbares Zeichen sind etwa die nebeneinander liegenden Gebetsräume im AKH und der gemeinsame Folder über die Seelsorgeangebote sowie die Ökumenischen Lehrgänge, die gemeinsam von Pfin. Maga. Claudia Schröder und Dr. Franz Josef Zeßner geleitet werden. Am letzten Lehrgang nahmen sieben evangelischen Absolventinnen (von denen eine in Niederösterreich Dienst tun wird) und zwei römisch-katholische Ehrenamtliche teil. Der nächste Lehrgang wird am 9.Mai 2017 beginnen und evangelischerseits wieder von Pfin. Maga. Claudia Schröder geleitet werden.
Senior Wolf ist Pfarrer der Gemeinde Favoriten-Christuskirche und nimmt auch die vielfältigen Aufgaben eines Diözesanbeauftragten für Krankenhaus-Seelsorge wahr. Er hatte seiner Predigt Worte aus dem 2.Korintherbrief (1,3-4) zugrundegelegt, wo Paulus vom „Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet, damit wir auch trösten können mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott“ spricht und „es um mehr geht als eine kuschelige Ethik des Tröstens und stille Ermahnung zum einfühlsamen Leben. Dafür wäre Menschlichkeit genug. Überlebende und Hinterbliebene sagen oft ‚Das ist nicht gerecht‘. Ihre Worte bilden uns den Steg, der uns in Gottes Zukunft führt. Trost und Gerechtigkeit sind Geschwister-Worte. Trostlos bleibt das Leben, wenn uns keine Gerechtigkeit widerfährt; wenn die Täter unseres Elends lachend an uns vorbeiziehen. Das Verlangen nach Gerechtigkeit hat mit dumpfen Gefühlen der Rache nichts zu tun. Trost schwindet, wenn wir nicht mehr daran glauben, dass Liebe Erfüllung findet. Die Erde wandelte sich in einen trostlosen Planeten, wollten wir nicht mehr daran glauben, dass Gerechtigkeit Zukunft hat. Paulus beginnt seine kleine Rede über den Trost mit dem Lob Gottes und er endet sie mit diesen Worten: Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.“
Im Anschluss an den Gottesdienst gab es einen kleinen Empfang und ein gemütliches Beisammensein, bei dem die Absolventinnen mit den Besucherinnen und Besuchern gut ins Gespräch kommen konnten.
Text: Inge Troch
Fotos: Ralf Dopheide