Liebe Maria…

 
von Evangelischer Pressedienst

Zum Muttertag: Julia Schnizlein schreibt der bekanntesten Mutter der Welt

Liebe Maria,

Du bist sicher die bekannteste Mutter der Welt! Du wurdest im Lauf der Geschichte unendlich oft gemalt und die Anzahl Deiner Beinamen ist beeindruckend: Gottesmutter, Himmelskönigin, reine Magd, Schmerzensmutter… Zunächst aber warst Du einfach Maria. Eine Mutter, deren Kind vor ihren Augen starb.

Dass Du es mit deinem Erstgeborenen nicht leicht haben würdest, hat sich wohl von Anfang an abgezeichnet. Du bist kaum 14 als Du ungeplant schwanger wirst. Dein Verlobter überlegt, Dich zu verlassen, weil das Kind nicht von ihm ist. Gott sei Dank bleibt er und steht gemeinsam mit Dir die widrigen Umstände der Geburt durch. Von einem ruhigen Wochenbett kann natürlich keine Rede sein. Erst der ganze Besuch, dann müsst ihr fliehen, um den Neugeborenen vor der Verfolgung durch Herodes zu beschützen.

Als Jugendlicher macht es Dir Jesus nicht leicht. Drei Tage war er als Zwölfjähriger abgängig. Drei Tage!!! Meine Tochter ist im gleichen Alter und ich mache mir schon Sorgen, wenn ich sie mal kurz über Handy nicht erreiche. Ich kann mir kaum vorstellen, welche Ängste Du durchgestanden hast. Und als Du ihn endlich im Tempel wiederfindest, mit den Schriftgelehrten klug über die Tora diskutierend, sagt Jesus nur: „Warum habt ihr mich gesucht?“

Vermutlich hast Du dir für Deinen Erstgeborenen ein „normales“ Leben gewünscht. Eine Familie, ein Haus, einen festen Beruf. Aber er beschließt, als 30-jähriger Junggeselle noch einmal neu durchzustarten und als Wanderprediger den Menschen Gottes Reich näher zu bringen. Es ist seine Lebensaufgabe, keine Frage – aber für Dich als Mutter sicher schwierig. Immer wieder gibt es Spannungen. Ich denke an die Hochzeit zu Kanaa, bei der Jesus Dich fragt: „Frau, was habe ich mit dir zu schaffen“ oder an anderer Stelle: „Wer ist meine Mutter?“

Jesus ist seinen eigenen Weg gegangen. Immer wieder weg von Dir. Aber Du hast ihn niemals aufgegeben! Du warst da. Immer! Noch am Kreuz. Musstest zusehen, wie der eigene Sohn gefoltert wird, bis er endlich stirbt. Dass er auferstehen wird, konntest Du da noch nicht wissen.

Maria, Du weißt, Du bist für mich als Evangelische keine Heilige. Aber Du bist eine unglaubliche Mutter. Das möchte ich Dir heute, am Muttertag, schreiben.

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