Der Mandelzweig blüht

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über die Freude an der Schöpfung in schwierigen Zeiten

„Die Ströme sollen in die Hände klatschen und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn!“, heißt es im Psalm 98. Die Schöpfung lobt ihren Schöpfer. Derzeit ist es gerade nicht leicht in dieses Lob miteinzustimmen. Unser aller Herzen sind beschwert. Die vergangenen Monate der Pandemie und des Krieges mitten in Europa sind an niemandem spurlos vorübergegangen. Die Gleichzeitigkeit der ersten Frühlingsblüte in der Natur und der Zerstörungen durch das menschliche Handwerk des Krieges machen nachdenklich.

Die Evangelischen Kirchen in Österreich haben das Jahr 2022 unter das Motto: „Jahr der Schöpfung“ gestellt. Auch die Schöpfung, die ihren Schöpfer mit jeder Blüte, jedem Zweig und allem neuen Leben lobt, ist bedroht durch das Bestreben des Menschen, sich die Erde untertan zu machen. Die Freude an der Schöpfung gibt Orientierung in schwierigen Zeiten. Sie lenkt den Blick auf das Gute, das es zu bewahren gilt. Sie fordert aber auch dazu heraus, darüber nachzudenken, was der Freude an der Schöpfung widerspricht. Wo ihr Gewalt angetan wird?

Und doch blüht die Liebe, wie der jüdische Dichter und Gelehrte Schalom Ben Chorin, nach den Gräuel der Shoah und des Weltkriegs, geschrieben hat: „Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht. Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht. Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt. Ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?“

Weitere Artikel

Nach Oben