An der Grenze

 
von Evangelischer Pressedienst

Menschen auf der Flucht: Maria Katharina Moser über gelingende Hilfe in Rumänien

Liebevoll rückt Valentina Heiligenbildchen zurecht, die an Babymilch-Dosen lehnen. Milchpulver und Bilder stehen bereit zum Mitnehmen. Für Menschen auf der Flucht vor den Schrecken des Krieges. Jeden Tag arbeitet Valentina freiwillig mit in einem Willkommenszelt in Sculen, einem kleinen Grenzübergang, über den Menschen, die über die Republik Moldau aus der Ukraine flüchten, nach Rumänien kommen.

Ich habe Valentina Ende März getroffen bei einem Besuch bei der ökumenischen Hilfsorganisation Aidrom, einer Partnerorganisation der Diakonie. Mit Spendengeldern aus Österreich hilft Aidrom an der Grenze, gemeinsam mit den örtlichen Pfarrgemeinden. Warmes Essen und Getränke, Hygieneprodukte und Windeln, Sim-Karten fürs Handy und Spielsachen für die Kinder, aber auch Informationen und Hilfe für die Weiterreise bekommen die Menschen hier. „Wir fragen sie, was sie brauchen. Ansonsten lassen wir sie in Ruhe“, sagt Emanuel, Mitarbeiter von Aidrom und rumänisch-orthodoxer Priester. „Sie sollen nicht das Gefühl haben, behandelt zu werden, sondern handeln zu können.“

Was mir besonders auffällt: Bei allen vier Willkommenszelten, die ich besuche, tun Priester Dienst, erkennbar an ihren schwarzen Soutanen. „So sehen die Menschen gleich, dass wir von der Kirche sind, das weckt Vertrauen“, meint Emanuel. „Mir ist es auch wichtig, ein spirituelles Angebot zu machen. Aber ich sage den Leuten nicht, dass alles gut wird. Wir wissen nicht, ob alles gut wird.“

„Die Kirche spielt eine wichtige Rolle bei uns in Rumänien“, erklärt Aidrom-Mitarbeiterin Dana. Ich merke das in Siret, einem Hauptgrenzübergang zwischen Rumänien und der Ukraine. Emanuel und sein Kollege Ilije sind sofort im Gespräch mit den lokalen Behörden, wir dürfen auch in ihr Registrier- und Verteilungszentrum. „Die Macht der Priester“, lacht Dana. Ilije, auch er ist Priester, schüttelt den Kopf. „Nein, Macht hat ein anderer“, meint er und zeigt nach oben. „Aber wir sind gut vernetzt.“

Und Valentina? Für sie sei es selbstverständlich, den Menschen auf der Flucht zu helfen. Denn: „Das könnte auch uns passieren.“ Die geografische Nachbarschaft und die gemeinsamen historischen Erfahrungen, die osteuropäische Länder mit Russland gemacht haben, klingen hier an. Aber auch der grundmenschliche Versuch, sich in die Lage anderer zu versetzen und entsprechend zu handeln. Die so genannte goldene Regel aus der Bibel – sie ist Leitlinie für den Umgang mit Geflüchteten, ob in Rumänien, Österreich oder sonst wo auf der Welt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“

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