Die liebe Familie
Für Julia Schnizlein ist Weihnachten mehr als Vater, Mutter Kind
Adventzeit ist Familienzeit. Werbung, Filme, Bücher – sie alle malen uns Bilder von der heilen Familie: Generationen in weihnachtlicher Seligkeit unterm Christbaum vereint. Es sind Bilder eines verklärten Ideals, das mit der Realität oft nicht standhält.
Die immer noch gängige Familiendefinition – Vater, Mutter, Kind – trifft auf 250.000 Familien in Österreich nämlich schon mal gar nicht zu. So viele Haushalte sind laut Statistik sogenannte Alleinerziehenden-Haushalte. Jede zehnte Familie ist eine Patchwork-Familie und darüber hinaus gibt es auch viele andere Familienkonstellationen. Und fast 1,5 Millionen Menschen leben allein. Dennoch ist die Sehnsucht nach einer heilen, glücklichen Familie gerade in der Weihnachtszeit groß.
Das Ideal der bürgerlichen Familie hat mit Weihnachten ursprünglich aber gar nichts zu tun. Es ist auch noch gar nicht so alt, sondern stammt aus der Zeit der Industrialisierung. Davor war die Definition von Familie eng mit dem Broterwerb verknüpft. Eine Familie, das war eine Wirtschaftseinheit zu der nicht nur Blutsverwandte gehörten, sondern auch Knechte und Mägde, eben alle, die für den „Familienbetrieb“ arbeiteten. Enge emotionale Bindungen zwischen den Familienmitgliedern waren dabei nicht unbedingt vorgesehen.
Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts als die Arbeit aus dem Lebensraum der Familie ausgelagert wurde, veränderte sich das Familienverständnis. Das Ideal der häuslichen Familie kam auf, zusammengehalten von der fürsorglichen Hausfrau und Mutter. In diesem Bild spiegelt sich die Sehnsucht nach Geborgenheit wider. Die Sehnsucht nach einem Ort, an dem wir geliebt und beschützt sind. In der alle sein dürfen, wie sie sind, ohne sich verstellen zu müssen.
Aber manchmal ist gerade das unter Blutsverwandten nicht möglich. Daher tut es gut, den Familienbegriff weiterzudenken. Gerade zu Weihnachten.
Warum sollten nicht auch Freunde miteinander feiern? Menschen, die auch während des restlichen Jahres füreinander da sind? Blutsverwandtschaft war ja auch damals an der Krippe von Bethlehem kein ausschlaggebendes Kriterium. Manchmal braucht es eben Hirten und Könige, die das Fest zum Fest machen. Auch sie waren keine Familienmitglieder, sondern unerwartete Gäste.
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