Aus für Lobautunnel: Kirchliche Umweltbeauftragte begrüßen Entscheidung
Kampelmühler: „Mikrokosmos Österreich“ von Klimazielen nicht ausgenommen
Wien (epdÖ) – Als „richtige Entscheidung“ hat der Sprecher der kirchlichen Umweltbeauftragten, Markus Gerhartinger, das am Mittwoch, 1. Dezember, bekannt gegebene „Aus“ für den Bau des Lobautunnels bezeichnet. „Es ist immer leicht vom Klimawandel oder der Klimakrise zu reden. Es braucht hier nicht nur Reden, sondern auch mutige und richtungsweisende Handlungen“, lobte Gerhartinger die Entscheidung von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), das Projekt zu stoppen. Die Wiener evangelische Umweltbeauftragte Andrea Kampelmühler sieht im Baustopp „eine sehr gute Entscheidung von vielen notwendigen“. Sie erinnert gegenüber dem Evangelischen Pressedienst für Österreich daran, dass es sich beim Naturschutzgebiet Lobau nicht nur um einen lokalen Lebensraum handle, sondern „um einen integrierten Bestandteil eines systemischen Ganzen, dessen Zerstörung verheerende Konsequenzen für jetzige und künftige Generationen hätte“. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf die „Lobauer Erklärung“, die im Oktober von über 40 Organisationen, darunter etwa der Wiener Evangelische Arbeitskreis für Umweltfragen, unterzeichnet worden war.
„Die Einhaltung des 1,5-Grad-Limits von Paris (2015) und globale Klimagerechtigkeit sind Ziele, die weltweit Umsetzung finden müssen, davon ist der ‚Mikrokosmos Österreich‘ nicht ausgenommen“, betont Kampelmühler. Es gehe um die Wiederherstellung und den Schutz von Ökosystemen, Erhaltung der Artenvielfalt, Bodenentsiegelung, gesunde Landwirtschaft und gesundes Leben, soziale Gerechtigkeit und faires Entgelt für Arbeit.
Gerhartinger: Umbruch im Verkehrssystem
Markus Gerhartinger erinnert daran, dass sich Österreich zur CO2-Reduktion durch das Pariser Klimaabkommen verpflichtet habe. „Während in Bereichen wie Gebäude, Energie und Industrie oder Landwirtschaft in den letzten Jahren CO2 Einsparungen gelungen sind, steigt der CO2-Ausstoß im Verkehr immer noch an.“ Derzeit erlebe man eine „ganz entscheidende Phase des Umbruchs, weg von sehr stark auf Auto und Straße fokussierten Verkehrssystemen hin zu mehr öffentlichem Verkehr und Radverkehr“, so Gerhartinger. Dieses Thema sei auch den Umweltbeauftragten der katholischen und evangelischen Kirche ein Anliegen, wenn sie etwa in der Fastenzeit zum „Autofasten“ aufrufen.
Zu gestoppten Straßenbauprojekten brauche es Alternativen. „Eine rasche Ausbauoffensive der öffentlichen Verkehrsmittel und der Radinfrastruktur“ sei eine Lösung, zeigte sich Gerhartinger überzeugt. „Die Bahnausbauoffensive oder das Klimaticket zeigen hier schon deutlich den Weg in die richtige schöpfungsfreundliche Richtung auf.“