Oberösterreich: Befragung zu Lehren aus der Krise bringt vielstimmiges Ergebnis

 
von Evangelischer Pressedienst

221 Personen äußerten Hoffnungen auf und Sorgen vor Veränderung

Linz (epdÖ) – Erste Ergebnisse einer Befragung über mögliche Wege aus der Coronakrise hat der oberösterreichische evangelische Superintendent Gerold Lehner präsentiert. Die Befragung, die die Evangelische Kirche A.B. in Oberösterreich während der Pandemie lanciert hatte, drehte sich unter anderem um die Fragen, inwiefern sich die Kirche in der Krise verändert habe, wo die Stärken und Schwächen neu entwickelter Gottesdienstformate liegen, oder wie sich die Befragten in der Krise von der Kirche begleitet fühlten. Dazu habe man bewusst kein quantitatives Umfragemodell gewählt, sondern offene Fragen gestellt, denn „es geht um ein sehr intensives Gespräch mit sehr vielen Stimmen“, wie Lehner bei der Online-Präsentation der Ergebnisse am Dienstag, 15. Juni, betonte. „Wenn wir aus der Krise lernen wollen, dann nur so, dass wir viele um ihre qualifizierte Wahrnehmung bitten“, schreibt Lehner zudem in einem zusammenfassenden Papier, das demnächst veröffentlicht wird und dem Evangelischen Pressedienst für Österreich vorliegt.

Anhand von 14 Fragen versuchte die Studie einen Überblick über die Wahrnehmung der Kirche in der Krise und darüber hinaus zu gewinnen. Der Publikationstext umfasst eine Auswahl von anonymen Antworten, die sowohl positive als als auch negative Aspekte aufzeigen. So schreibt etwa eine Person auf die Frage, ob sich die Kirche durch die Krise verändert habe: „Natürlich! Muss sie auch! Online Angebot wird immer besser! Diese Krise hat (hoffentlich) vielen Gemeinden die Augen geöffnet, dass es mit den sowieso Anwesenden nicht ausreicht, sondern neue Formate eingeführt werden sollten wo man Leute anspricht! Einen Gottesdienst besucht nicht so schnell ein Kirchenfremder, ein Kurzvideo ist hingegen leichter angeschaut und mitgenommen bzw. auch geteilt!“ Es gibt aber auch skeptischere Stimmen: „Die Kirche verändert sich immer. Manches (auch manches Liebgewonnene, Traditionelle) muss wohl, wie zu allen Zeiten, vergehen. Doch dass wir beinahe alles heutzutage zu Grabe tragen ist einzigartig in der Geschichte der Kirche. Was entwickelt sich neu? Vielleicht entsteht das Bewusstsein, dass wir ohne Glauben und Kirche, verloren gehen neu. Vielleicht entsteht eine Sehnsucht nach Gott und Lebenssinn – wie wir sie in unserer bisher satten Gesellschaft verloren hatten. Vielleicht ist das die künftige Aufgabe der Kirche, solche Sehnsüchte zu bündeln und nach neuen Mustern zu ordnen.“ Andere warnen: „Es besteht die Gefahr, dass man sich auf Internetoptionen ausruht, in Wirklichkeit aber die Menschen noch rascher verliert im ‚Supermarkt der Möglichkeiten‘.“

Und auf die Frage, was man aus der Krise mitnehme, antwortet eine befragte Person: „Es ist das, was wir ohnehin wissen, dass persönliche Kontakte der Kern einer Gemeinde sind. Das hat sich durch die Krise verstärkt. Nur, es muss dann halt auch wer da sein, der das wahrnimmt.“ Eine andere schreibt dazu: „Die Dankbarkeit auch als Hauptamtlicher bei Weitem nicht alles tragen zu müssen. Gemeinde habe ich aus vielen einzelnen lebendigen Gliedern erlebt mit viel Kraft auch Unmöglichkeiten zu tragen.“

Insgesamt hatten sich an der Online-Umfrage bis Ende Februar 221 Personen beteiligt. Der überwiegende Teil (50,4 Prozent) gehörte der Altersgruppe der 46-65-Jährigen an. 24,0 Prozent waren über 65 Jahre alt, 16,2 Prozent zwischen 26 und 45 Jahren und 6,9 Prozent waren jünger als 25 Jahre. 62,9 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren ehrenamtlich in einer Gemeinde tätig, 18,9 Prozent Gemeindeglieder und 13,8 Prozent hauptamtlich Tätige (Der Rest jeweils Sonstige). Der Teilnehmerkreis war bewusst offen gehalten worden, heißt es vonseiten der Diözese. Die Befragten hätten sich durchschnittlich 40 Minuten für ihre Antwort Zeit genommen.

Die Veröffentlichung der Broschüre ist bis Ende Juni geplant.

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