Superintendent Geist gegen neuen Vorstoß für flexiblere Ladenöffnungszeiten
Unsere Gesellschaft benötigt ein gemeinsames Innehalten. Nicht nur in den Abendstunden, sondern auch am Sonntag gibt es das Gegengewicht zu den Anforderungen des Alltags", sagt Geist. Foto: pixabay
„Nicht ‚Mehr‘ ist in unserer Gesellschaft wichtig, sondern ‚Wie‘ des Miteinanders“
Wien (epdÖ) – Für den Schutz der Handelsangestellten hat sich der evangelisch-lutherische Wiener Superintendent Matthias Geist angesichts neuer Forderungen nach einer Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten ausgesprochen. „Mit vollem Herzen und großem Dank trete ich angesichts der geforderten Sonntagsöffnung ganz bewusst für die Menschen im Handel und im Verkauf ein. Sie haben unter schweren Bedingungen in der Zeit der Corona-Pandemie ihren großartigen Beitrag für die Gesellschaft geleistet“, so Geist gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Am Dienstag, 15. Juni, war bekannt geworden, dass die NEOS im Nationalrat einen entsprechenden Antrag für flexiblere Öffnungszeiten planen. Geist hielt dem entgegen: „Nicht das ‚Mehr‘ ist in unserer Gesellschaft wichtig, sondern das ‚Wie‘ des Miteinanders.“
Die Überforderung des Einzelnen treffe immer mehr Menschen, erinnert Geist. Eine Forderung nach „immer mehr“ im Konsumverhalten entspreche weder einer nötigen Nachhaltigkeit im Lebensvollzug noch dem Recht auf Bildung, Familie und Freizeit. „Unsere Gesellschaft benötigt ein gemeinsames Innehalten. Nicht nur in den Abendstunden, sondern auch am Sonntag gibt es das Gegengewicht zu den Anforderungen des Alltags. Der immer dichtere Termindruck und das geforderte Wachstum in jeder Hinsicht bereiten mir persönlich Sorge für Mensch und Natur“, sagt Geist, der die Evangelische Kirche in der „Allianz für den freien Sonntag“ vertritt.
Die Evangelisch-lutherische Kirche trage Verantwortung sowohl für die Menschen in Kirche und Gesellschaft und für die Bewahrung der guten Schöpfung: „Als Menschen dürfen wir das Leben in seiner Qualität schmecken. Wir sollten es aber nicht in seiner Quantität auskosten und ausreizen.“
Dienstagfrüh hatte die Tageszeitung „Der Standard“ berichtet, dass die NEOS am Mittwoch, 16. Juni, im Nationalrat einen Antrag auf Lockerung der geltenden Öffnungsregelungen stellen wollen. Bei einem bis zum Jahresende laufenden Pilotversuch sollen demnach Händlerinnen und Händler selbst entscheiden können, wie lange sie abends geöffnet haben und ob sie sonntags aufsperren. Ablehnend reagierte darauf im Laufe des Tages etwa der Katholische Familienverband, die Gewerkschaft der Privatangestellten GPA, die Fraktion christlicher Gewerkschafter und der Grüne Parlamentsklub.
Quelle: epdÖ