Wer hofft, dem wachsen Flügel

Eröffnung der Kunstinstallation HIMMELWEIT in der Christuskirche Wien-Favoriten

 
von Gratzer

Am Samstag, 22.05.21 wurde in der Christuskirche in Wien-Favoriten die Kunstinstallation aus über 1000 Origami-Kranichen im Rahmen einer Andacht eröffnet. Die Leitung des Kunstprojektes „Himmelweit“ übernahm Livia Wonnerth-Stiller, welche seit September 2020 für ein Jahr Vikarin in der Christuskirche ist. Die Organisation und Durchführung dieses Projektes ist Teil ihres Vikariates, in welchem Vikare und Vikarinnen ein größeres Gemeindeprojekt in ihren jeweiligen Vikariatsgemeinden umsetzen können.

„Himmelweit“ ist ein Projekt, das die Gemeinde v.a. während des Lockdowns über die Distanz durch das Falten miteinander verbinden konnte. Über mehrere Wochen und Monate wurden in der Gemeinde, zu Hause, mit Freund*innen oder mit der Familie gefaltet. Aus einigen Schulen, wie aus dem Evangelischen Gymnasium Wien und der Pfarrgemeinden Wien Leopoldstadt und Brigittenau, sind ebenfalls hunderte Kraniche in die Christuskirche „eingeflogen“.

Ursprünglich gehen die Origami-Kraniche auf eine alte japanische Legende zurück, welcher zufolge jeder Mensch, der eintausend Origami-Kraniche faltet, einen Wunsch von den Göttern erfüllt bekäme. Die Installation aus Papierkranichen ist daher als Verweis auf unsere Hoffnungen, Träume und Visionen zu verstehen. Auf einigen Kranichen wurden von einigen Teilnehmer*innen Worte der Hoffnung und des Segens auf die Flügel des Origami-Kranichs geschrieben. Nun fliegen diese Worte der Hoffnung in der Christuskirche symbolisch himmelweit.

Ins Zentrum der Andacht, in welcher die Ausstellung eröffnet wurde, stellte Livia Wonnerth-Stiller die biblische Sintflutgeschichte. In jener kommt mit einem ganz bestimmten Vogel die Hoffnung in den eher eintönigen Alltag in der Arche. Eingegrenzt und eng ist es dort. Man sitzt fest.  Bis sich das Fenster öffnet und eine neue Hoffnung hineinfliegt. Trotz der ersten Öffnungsschritte fühlt es sich wohl immer noch ein bisschen so an wie in Noahs Arche. Wir können immer noch nicht so ganz, wie wir gerne wollen, und fragen uns: Wann hört das endlich richtig auf? Wir wollen unser Schiff endlich verlassen. Sind bereit, endlich Anker zu setzen und von Bord zu gehen, ohne Angst haben zu müssen, in einer neuen Corona-Welle zu ertrinken. Die Krise ist noch nicht überwunden und dennoch befinden wir uns jetzt schon in einer sehr hoffnungsvollen Zeit, die das Ende der Sintflut erahnen lässt. Endlich ist wieder Land in Sicht – endlich dürfen die engen Räume wieder verlassen werden. Der große Schritt in die Freiheit ist nicht mehr fern. Behutsam und vorsichtig sind die ersten Schritte in Richtung Freiheit. Behutsam und vorsichtig, und meist unter freiem Himmel sind die ersten Begegnungen nach langer Zeit. Behutsam und noch vorsichtig sind die ersten Umarmungen. Und alles beginnt mit einem Vogel der Hoffnung, einer Taube, die irgendwann ein frisch grünendes Zweiglein bringt. Bald werden auch wir zurückschauen auf die Arche, in der wir es lange ausgehalten haben. Und voraus auf den Weg, der vor uns liegt. Unter dem Regenbogen, der in vielen Farben schimmert – so bunt, wie die Vögel der Hoffnung. Es wird wieder neues Leben geben.  Einen Platz für uns alle.  Ein Ankommen, und einen Neuanfang.

Wer hofft, dem wachsen Flügel.

Kunstinstallation in der Christuskirche in Wien

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