Koordinierungsausschuss: Lob und Kritik für nationale Strategie gegen Antisemitismus
Erinnerung zum 600. Jahrestag der Wiener Gesera
Wien (epdÖ) – In einer Stellungnahme anlässlich des 600. Jahrestags der Wiener Gesera am 12. März lobt der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit die jüngste „Nationale Strategie gegen Antisemitismus“ der Bundesregierung. Damit setze Österreich „einen weiteren notwendigen Schritt auf dem Weg, seiner historischen und gegenwärtigen Verantwortung gerecht zu werden“, heißt es in einer Aussendung vom Donnerstag, 4. März. Zugleich kritisiert der Ausschuss, dass die „für ihre Umsetzung erforderlichen Strukturen und finanziellen Mittel“ fehlten.
In seiner Stellungnahme erinnert der Ausschuss an den über ein Jahr dauernden Pogrom 1420/21, der in der Verbrennung von 200 jüdischen Wienerinnen und Wienern mündete: „Wir erinnern an die Verquickung von Politik und Theologie, die damals zu Zwangstaufen, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung Wiens geführt hat. In der Wiener Gesera wurde das jüdische Leben in Wien vernichtet und zugleich bildet sie den ersten Höhepunkt einer langen Geschichte der Judenfeindschaft und des Antisemitismus in Wien.“
Seinen Dank spricht die interreligiöse Organisation der Universität Wien und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien aus, die eine Gedenkfeier anlässlich des Jahrestages der Gesera planen. Zudem zeige man sich in der eigenen Arbeit „ermutigt von der Bereitschaft der Kirchen und ihrer Theologie, zu ihrer Mitverantwortung für Judenfeindschaft und Antisemitismus sowie deren Exzessen zu stehen und sich für jüdisches Leben heute sowie gegen Antisemitismus einzusetzen“. Gezeichnet ist die Stellungnahme vom Präsident des Ausschusses Martin Jäggle und den Vizepräsident*innen Margit Leuthold und Willy Weisz.
Zur Nationalen Strategie gegen Antisemitismus
Die nationale Strategie der Republik Österreich gegen Antisemitismus verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, „den Fortbestand von jüdischem Leben in Österreich langfristig abzusichern, Antisemitismus in allen seinen Formen einzudämmen und Bewusstsein für das Erkennen von alltäglichem Antisemitismus zu schaffen“. Von Bedeutung seien dazu etwa Bildung, Ausbildung und Forschung, die Sicherheit und der Schutz jüdischer Gemeinschaften und Einrichtungen und eine effektive Strafverfolgung bei antisemitischen Handlungen. Die Investitionen in Schutzmaßnahmen wolle man dazu verdreifachen, heißt es in der vom Bundeskanzleramt veröffentlichten Absichtserklärung. Es solle ein Zentrum für Antisemitismusforschung eingerichtet werden. Neben weiteren Maßnahmen plane man eine „Plattform zur laufenden gesamtgesellschaftlichen Abstimmung“.