Impfen als Pflicht?
Michael Chalupka über eine verantwortungsvolle Entscheidung – aus Freiheit
Als Kind dachte ich, dass jeder Menschen ein Narbe von der Pockenimpfung am Oberarm trägt. Das war in Österreich auch so bis1971. Seit damals gelten die Pocken, an denen noch im 20. Jahrhundert mehr als 300 Millionen Menschen weltweit starben, als besiegt und ausgerottet. Bis dahin war es ein langer Weg.
„Ich führte die Blatternimpfungen ein und impfte in der ganzen Gegend eigenhändig 15.000 Kinder.“ Das schrieb der evangelische Pfarrer von Oberschützen, Gottlieb August Wimmer, rund um 1830. Die Eltern verpflichteten sich bei der Taufe, das Kind „gegen die schrecklichste aller Krankheiten verwahren zu lassen“. Im südlichen Burgenland mangelte es an Ärzten, deshalb nahm der Pfarrer die Rettung der Kinder selbst in die Hand. Ich bin froh, dass wird heutzutage nicht mehr von Pfarrern geimpft werden.
Nun steht jeder Einzelne vor der Entscheidung, sich impfen zu lassen oder nicht, wenn es denn genug Impfstoff geben wird. Die Impfung schützt einen selbst. Wir wissen aber auch: Je mehr Menschen immun gegen das Virus sind, desto geringer sind die desaströsen Folgen der Infektion für das Gesundheitssystem, die Wirtschaft und die Bildung unserer Kinder. Ob sie auch davor schützt, selbst andere infizieren zu können, ist noch offen. Vieles spricht dafür. Trotzdem sollte sie nicht verpflichtend werden, denn Verantwortung wird immer nur dort übernommen, wo das in Freiheit geschehen kann.