Wien hält zusammen
Maria Katharina Moser will den Terror nicht gewinnen lassen
Seit Montag Nacht steht in meinem Fenster eine Kerze. Ein Licht als stilles Gedenken und Gebet für die Opfer des Terroranschlags in der Wiener Innenstadt. Für die Toten, ihre Angehörigen, ihre Freunde und Freundinnen. Für die Verletzten. Für alle, denen Schock und Angst noch in den Knochen sitzen, nachdem sie stundenlang verbarrikadiert in Lokalen und Theatern ausharren mussten.
Die Kerze strahlt Wärme aus angesichts der Eiseskälte, die der Terror verbreitet. Sie strahlt Sicherheit aus angesichts der Angst und des Schreckens, in die der Terror versetzt. Liebe angesichts des Hasses, den der Terror sät. Und Hoffnung, dass der Hass nicht die Oberhand gewinnt.
Wie sollen wir auf das, was uns widerfährt, das Gute und vor allem auf das Böse, reagieren? Diese Frage, die sich im Angesicht des Terrors so vehement stellt, ist eigentlich eine alltägliche. So alltäglich, dass eine Inschrift über der Eingangstür zu einem Kärntner evangelischen Bauernhof sie aufgreift. „Gutes mit Gutem vergelten, ist menschlich. Böses mit Bösem vergelten, ist viechisch. Gutes mit Bösem vergelten ist teuflisch. Böses mit Gutem vergelten ist Göttlich“, steht da. Worte des Apostels Paulus aus seinem Brief an die Römer klingen in dieser Inschrift an: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.“
Das Böse mit Gutem überwinden, das geht, indem wir zusammenhalten und dem nicht nachgeben, was der Terror will: Zwietracht säen und Hass, der weitere Gewalt gebiert, auseinandertreiben, spalten. Wir halten zusammen. Wir lassen den Terror nicht gewinnen. Wien hält zusammen.
Halten können wir uns auch an das Beispiel, das Opfer von Terror uns geben. Menschen wie Susan Bro. Im August 2017 ist ein Terrorist in Charlottesville, USA, mit dem Auto in eine Gruppe Demonstranten gerast und hat ihre Tochter Heather Heyer getötet. Susan sagt: „Ich will nicht, dass Heathers Tod ein Grund für noch mehr Hass wird, ich will, dass er ein vereinter Schrei nach Gerechtigkeit, Gleichheit, Fairness und Mitgefühl wird.“
Hass ist ein mächtiges Gefühl. Besonders wenn er sich mit Angst und Sorge um Menschen, die uns lieb sind, verbindet. Das Licht der Kerze ist klein und schwach. Aber eine Kerze leuchtet erstaunlich hell in einem dunklen Raum. Ich wünsche mir, dass das warme Licht der Kerze unsere Herzen wärmt und Kälte, Angst und Hass vertreibt.