Dem Antisemitismus wehren
Michael Chalupka rät, Judenfeindlichkeit nicht nur bei anderen zu suchen
Nach dem schändlichen antisemitischen Anschlag auf die Synagoge und den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde in Graz, Elie Rosen, waren die verurteilenden Reaktionen der Politik und der Religionsgemeinschaften einhellig. Das ist gut so. Antisemitismus und Rassismus dürfen keinen Platz haben in Österreich.
Der Einsatz gegen den Antisemitismus beginnt aber nicht, indem man mit dem Finger auf andere zeigt, sondern in den eigenen Reihen. Die Evangelischen Kirchen erinnern daher an die Erklärung „Zeit zur Umkehr – Die Evangelischen Kirchen und die Juden“, die sie 1998 anlässlich des 60. Jahrestages des Novemberpogroms abgaben: „Mit Scham stellen wir fest, dass sich unsere Kirchen für das Schicksal der Juden und ungezählter anderer Verfolgter unempfindlich zeigten. Deshalb sind nicht nur einzelne Christinnen und Christen, sondern auch unsere Kirchen am Holocaust, an der Schoah mitschuldig geworden.“
In diesem Zusammenhang belastend sind die Spätschriften Martin Luthers und ihre Forderung nach Vertreibung und Verfolgung der Juden. „Wir verwerfen den Inhalt dieser Schriften“, heißt es deshalb.
Aus diesem Wissen um die eigen Schuld und das eigene Versagen, wissen die Evangelischen Kirchen „sich verpflichtet, jeglichem gesellschaftlichen und persönlichen Antisemitismus zu wehren.“
Wer den Antisemitismus nur bei anderen sucht, macht es sich zu einfach.